Gemeinsam mit der Stadt Traunstein organisierte der Bund Naturschutz im Juli die „Wochen der Biodiversität“ mit einem vielseitigen Programm; Schwerpunkt war dieses Jahr das Thema Boden.
Ende Juli stattete eine Besuchergruppe aus Traunstein im Rahmen dieses Programms der Ökomodellregion einen Besuch ab.
Die Teilnehmer ließen sich vom Bio-Michi in Kirchanschöring erklären, wie biologischer Gemüseanbau im Gewächshaus und auf dem Feld funktioniert. Tomaten, Paprika und weitere Gemüsesorten wachsen dort nicht in Nährlösung, sondern in natürlichem Boden, der durch eine dicke Mulchauflage ständig in aktiver Umsetzung von Nährstoffen steht. Wichtig sind nicht nur die sichtbaren Teile der Pflanzen über der Erde, genauso wichtig ist der unterirdische Teil – eine sehr gute Bewurzelung in einem fruchtbaren, humusreichen Boden. Ein solcher Boden baut auch mögliche Krankheitserreger sehr schnell wieder ab. Michi Steinmaßl warnt vor zu intensivem Gießen, denn: Die Pflanze soll nicht „faul“ werden, sondern sich von Beginn an mit einer intensiven Wurzelentwicklung nach den Nährstoffen strecken und dadurch auch bei Trockenheit nur wenig Bewässerung brauchen. „Liebe Hausfrauen und Gärtnerinnen, legt die Gießkanne weg“, so seine Ermunterung.
Ganz wichtig sind im Gewächshaus das Zusammenspiel und der Austausch mit Nützlingen in der Umgebung. Dies konnte der junge Biogärtner eindrucksvoll anhand der vielen Marienkäferlarven zeigen, die sich beispielsweise an Läusen gütlich tun. „Das funktioniert aber nur, wenn es rund um das Gewächshaus viele Landschaftselemente wie Hecken, Obstbäume und blühende Wiesen gibt“, so der Gärtner. Ein Biohof muss als Ganzes gesehen werden, deshalb werden auch einige Puten und Rinder gehalten, sie liefern wertvollen Dünger. Die Nachfrage nach dem Biogemüse ist weit größer, als der Betrieb sie bedienen kann.
Im Unterwirt in Fridolfing kostete die Gruppe ein Mittagessen mit regionalen und biologischen Produkten und ließ sich über das genussreiche Slow food-Konzept von Gastwirtin Anneliese Kiermaier informieren, bevor es nach Tengling weiterging.
Nacktgerste und Nackthafer müssen nicht entspelzt werden und kommen deshalb keimfähig in den Handel – interessant für Menschen, die ihr Getreide keimen lassen wollen (Foto: ÖMR).
Hier wartete Bio-Urgestein Franz Obermeyer schon ungeduldig auf die Gäste – die Arbeit ruft! Der Ökoackerbauer ist Vorreiter im Anbau von Urgetreide und Raritäten und führte seine Besucher zu Feldern mit Nacktgerste und Nackthafer, die nicht entspelzt werden müssen und somit keimfähig in den Handel gelangen. Von mineralstoffreicher Braunhirse bis Braunsenf, von Belugalinsen bis Lichtkornroggen und einer uralten Sorte wie Purpurweizen, es gibt fast nichts, was Franz Obermeyer nicht ausprobiert und biologisch anbaut. Sein Sortiment wird durch verschiedene Kartoffelsorten und Ölsaaten wie Lein abgerundet. Wie diese Arbeitsleistung bei einem Betrieb mit ca. 80 ha und Milchkühen von einer Arbeitskraft + Lehrling überhaupt bewältigt werden kann, das ließ Franz Obermeyer offen.
„Wir brauchen keine Blühstreifen, die liefern wir integriert mit“, so der überzeugte Biobauer, als sich die Teilnehmer über seine bunten Beikräuter beugten. Begeistert entdeckten die Teilnehmer nicht nur Mohn und Kornblumen, sondern auch so seltene Ackerunkräuter wie den Venusspiegel, der vom Aussterben bedroht ist. Der Biolandbau liefert viele gesunde Produkte, ist aber auch eine unverzichtbare Stütze für den Artenschutz, das nahmen die Exkursionsteilnehmer mit heim.
Kornblumen im Nackthaferfeld von Franz Obermeyer
Braunhirse aus dem Chiemgau – eine echte Rarität. Sie wird meist vermahlen und roh gegessen, ihre vielen Mineralstoffe sollen Gelenkprobleme mildern können.
Bei langstrohigen Sorten wie dem Lichtkornroggen wird auch das Stroh gern nachgefragt.
Vielfalt beim Urgetreide – Purpurweizen mit rot färbenden Anthocyanen, die sehr gesund sind.