Anmeldeschluss für die Herbstpflanzaktion

Bis Ende Mai kann sich jeder Natur- und Streuobstfreund aus dem Landkreis Traunstein im Büro der Ökomodellregion oder beim Landschaftspflegeverband Traunstein (LPV) noch für die nächste Herbstpflanzung melden: Wer mindestens 8 Streuobsthochstämme in Ortsrandlage pflanzen möchte, bekommt unter gewissen Voraussetzungen das Pflanzmaterial kostenlos bereitgestellt. Landwirte haben wahlweise die Möglichkeit, Obstbaumpflanzungen über eine Teilnahme am KULAP-Programm mit 8,-€ pro Baum und Jahr fördern zu lassen. 1.500 neue Streuobsthochstämme zu pflanzen bleibt das Ziel der Mitgliedsgemeinden in der Ökomodellregion. Inzwischen ist die Halbzeitmarke von 750 neu gepflanzten Obstbäumen seit 2014 erreicht – das heißt, dass etwa 70 Obstanger neu entstanden sind, erweitert oder verjüngt wurden. „Ohne unseren Kooperationspartner, den Landschaftspflegeverband Traunstein, der sich aktiv um die Abwicklung kümmert, wäre diese Aktion so nicht möglich“, so Marlene Berger-Stöckl, Projektleiterin der Ökomodellregion. b_150_100_16777215_00_images_BILDER_Oekomodellregion_Oekomodellregion_Obstwiese19.jpgFoto: LPV Traunstein

Auch die Pflanzung von Hecken und Einzelbäumen kann über den LPV gefördert werden. „Hecken aus heimischen Sträuchern bieten Nahrung und Unterschlupf für eine Vielzahl von Lebewesen, von ihnen profitieren Bienen, Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Das ist gelebter Artenschutz“, so Carsten Voigt vom LPV. Wer wenig Platz hat, kann auch einzelne Bäume oder Baumgruppen wie z.B. die Pflanzung von Eichen oder Linden fördern lassen. Auch sie sind eine Bereicherung für das Landschaftsbild und haben einen hohen naturschutzfachlichen Wert.

Anmeldungen – möglichst mit Angabe der Flurnummer - bitte bis Ende Mai im Büro der Ökomodellregion unter 08681/ 4005-37 oder beim Landschaftspflegeverband Traunstein unter 08561/ 58 – 393. 

Auch der Regenwurm braucht Futter

Ökomodellregion bringt Experten und Gartenliebhaber zusammen – Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Traunstein Beate Rutkowski und Wildbienenexperte Christian Müller referieren

Ein Bericht von Dorothee Englschallinger, erschienen in der Südostbayerische Rundschau vom 06.04.2019

Wie mache ich meinen Garten zum Naturparadies?

Mit dieser Frage hatte die Ökomodellregion Waginger See–Rupertiwinkel ihre Informationsveranstaltung zum Thema Biodiversität im eigenen Garten überschrieben. Mehr als 80 interessierte Gartenbesitzer und Naturfreunde waren der Einladung ins Gasthaus Gruber nach Pietling gefolgt, um sich von den Vorträgen der Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutz (BN) Traunstein, Beate Rutkowski, und dem Wildbienenexperten Christian Müller für den heimischen Garten inspirieren zu lassen.

b_150_100_16777215_00_images_BILDER_Oekomodellregion_Oekomodellregion_Regenwurm1.jpgUnter der Moderation von Projektleiterin Marlene Berger-Stöckl (rechts) beantworten Wildbienenexperte Christian Müller und BN-Kreisvorsitzende Beate Rutkowski (Mitte) Fragen zum Thema Artenvielfalt im eigenen Garten. Foto: Dorothee Englschallinger

Marlene Berger-Stöckl moderierte in ihrer Funktion als Projektleiterin der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel durch den Abend. Einleitend stellte sie fest, dass „es nicht mehr selbstverständlich ist, dass jeder etwas für Bienen im Garten tut“. Sie riet, den Garten nicht ausschließlich für die eigene Ernährung zu nutzen, sondern Rückzugsmöglichkeiten und Blütenangebote für Tiere und Insekten zu schaffen. „Kies, Pflaster, Deko - viele Gärten sehen heute so aus“, wünschte sich Berger-Stöckl die Umkehrung dieses Trends.

Dieser Meinung schloss sich Referentin Beate Rutkowski in ihrem Vortrag über die biologische Vielfalt über und unter der Erde im „Lebensraum Garten“ an. Statt Thujenhecken und Einheitsrasen sei es viel schöner, etwas für die Artenvielfalt zu tun.

Ein eigener Garten ist ein Privileg

Schließlich „tragen wir mit unseren Gärten ein Stück weit Verantwortung“, folgerte die Diplom-Biologin aus der bis zum Jahr 2050 prognostizierten Weltbevölkerung von zehn Millionen Menschen. Da sei der Besitz eines eigenen Gartens „ein Privileg“. Blindschleichen seien heute bereits eine Seltenheit und Libellen fänden in der freien Natur wenig Lebensraum, bezog sich Rutkowski auf viele in Deutschland auf der „Roten Liste“ stehenden Arten, welche in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind.

Wenn bereits im April ein Großteil der Wiesen abgemäht sei, könne der heimische Garten zum Rückzugs- und Fortpflanzungsraum vieler Insekten und Tiere dienen. Als wichtige Voraussetzungen nannte die BN-Kreisvorsitzende den Verzicht auf sämtliche chemische Mittel sowie eine reiche Pflanzen- und Strukturvielfalt im Garten. Lange Blühzeiten von März bis Oktober locken Bienen und Hummeln an. Als Beispiel zur Strukturvielfalt erwähnte Rutkowski kleine Haufen an Totholz, da 70 Prozent der Arten, die auf Totholz angewiesen seien, auf der „Roten Liste“ stünden.

Um einen Nährstoffkreislauf im Garten zu schaffen, gab Beate Rutkowski den Naturliebhabern den Tipp, „auch mal etwas liegen zu lassen“. Säckeweise werde das Herbstlaub zum Wertstoffhof gefahren, obwohl die verrottenden Blätter auf offenen Bodenflächen unter Rosen oder Sträuchern optimal zum Mulchen dienen könnten. Positiver Nebeneffekt sei die Ansiedlung von Vögeln und Igeln im Garten sowie ein guter Start im Frühjahr durch die wichtigen Nährstoffe des Laubes.

b_150_100_16777215_00_images_BILDER_Oekomodellregion_Oekomodellregion_Regenwurm2.jpgIn ihrem Vortrag „Biologische Vielfalt im eigenen Garten“ berichtet BN-Kreisvorsitzende Beate Rutkowski zum Thema Artenvielfalt aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung. Foto: Engschallinger

Sodann kam die erfahrende BN-Kreisvorsitzende auf die Artenvielfalt unter der Erde zu sprechen. „In einer Hand voll Boden leben mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde“, machte Rutkowski auf die unbekannte Zahl an Mikroorganismen im Boden aufmerksam. Jeder füttere Hund, Katze, Pferd oder Kuh, aber nicht seine Regenwürmer, appellierte die naturverbundene Biologin zur „Schließung“ des Bodens, da Regenwürmer sonst nicht leben könnten. Dabei sei der Regenwurmkot ein enorm kalihaltiger Ton-Humus-Komplex, welcher als „bester Humus, bester Boden und bester Dünger“ den Garten anreichere. Da die 34 bekannten Regenwurmarten in verschiedenen Erdschichten leben, sei das Umgraben des Bodens überflüssig, riet Rutkowski zum Auflockern der obersten Erdschicht durch Grubbern. Neben dem Regenwurm trügen auch Asseln, Hundert- und Tausendfüßler zum Nährstoffkreislauf durch Humusbildung bei.

Maulwurfhügel sinnvoll nutzen

Ein Zeichen dafür, „dass man im Garten alles richtig gemacht hat“, seien die Anwesenheit von Maulwurf und Fledermaus. Statt sich über die Erdhaufen des Insekten- und Würmer- fressenden Maulwurfs aufzuregen, könnte der kluge Gärtner den aufgeworfenen Boden als wertvolle Erde in Pflanzkübeln verwenden. Die Fledermaus könne laut Rutkowski nur überleben, wenn ein Reichtum an Insekten im Garten vorhanden sei, da die Fledermaus pro Nacht die Hälfte ihres eigenen Gewichts an Insektenmenge vertilgt.

b_150_100_16777215_00_images_BILDER_Oekomodellregion_Oekomodellregion_Regenwurm3.jpgWildbienenexperte und Imker Christian Müller informiert die interessieren Gartenbesitzer über die Rolle der Wildbienen in der Natur und was man im eigenen Garten für sie tun kann. Foto: Romstötter.

Welche Rolle Wildbienen in der Natur spielen und was Naturfreunde für sie tun können, brachte den interessierten Gartenbesitzern Wildbienenexperte und Imker Christian Müller näher. Mit einem aus Presseberichten bekannt gewordenen Foto von Menschen, die in China die Bestäubung der Bäume übernehmen, erläuterte Müller die unersetzbare Bedeutung der Bienen. Achtzig Prozent der Pflanzen seien auf Fremdbestäubung durch Honig- und Wildbienen angewiesen. Durch Monokulturen und den Einsatz von Chemie fänden Bienen keine Nahrung mehr, machte Müller auf die Gefährdung der in Deutschland rund 570 lebenden Wildbienenarten aufmerksam. Die drastischen Folgen machte der Wildbienenexperte mittels eines Vergleichsfotos der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes – auf der einen Seite „mit Bienen“ prall gefüllt und auf der anderen Seite „ohne Bienen“ fast leer – deutlich.

Angebot an Nahrung und Brutplätzen für Wildbienen schaffen

Gartenbesitzer könnten Wildbienen durch ein Angebot an Nahrung, Nistmaterial und eines geeigneten Nistplatzes eine Heimat geben, war Christian Müller sich sicher. Zwar nisten 75 Prozent der Wildbienen im Boden, dennoch zeige das von ihm entwickelte Insektenhotel mit austauschbaren Nistplatten gute Erfolge als Nistmöglichkeit für die Generalisten unter den Wildbienen im eigenen Garten. In Baumärkten angebotene Insektenhotels würden häufig zu große Röhrchen und zu harte Materialien verwenden, was den Parasitenbefall wahrscheinlicher mache, sodass sich spätestens nach zwei Jahren „nichts mehr rührt“, informierte Müller. Zwar sei er sich der Sache bewusst, dass die Wildbienen durch seine Nistkästen nicht gerettet werden, „aber die Leute beschäftigen sich damit, sehen ihren Bienen zu und machen Blühangebote im Garten“.

Marlene Berger-Stöckl bedankte sich seitens der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel bei beiden Referenten für den fundierten Bericht aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. Anschließende Fragen aus dem Publikum über ein zunehmende die nächtliche Flugbahn der Insekten beeinträchtigende Lichtverschmutzung oder die Bodenvorbereitung für Blühstreifen beantworteten die Referenten ausführlich. Als Fazit des Informationsabends bestand Einigkeit, dass Biodiversität im Garten zwar Geduld brauche, mit einfachen Maßnahmen allerdings eine erfolgreiche Ansiedlung von Insekten, Vögeln und anderen Tieren für Freude und Glück im Garten sorge.

Marlene Berger-Stöckl dankte den zahlreichen Gartenliebhabern für ihr Interesse und wünschte viel Spaß bei der Umsetzung der artenfreundlichen Gartentipps.

So wird Ihr Garten zum Paradies für Insekten, Vögel und Co.

© Bayernwelle; Redakteurin: Elena Mayer; Beitrag vom 27.03.2019
Foto: Christian Müller, www.alztalhonig.de

Landkreise - Wer ist für den Artenschwund von Insekten, Bienen und Vögeln verantwortlich? Spätestens seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ schieben sich hier die verschiedenen Parteien den schwarzen Peter zu. Doch Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz Traunstein sagt: Wir sind alle für mehr Artenvielfalt verantwortlich. Und den Beginn können wir in unserem Garten machen.

Die Landwirtschaftlichen Flächen sind durch Monokulturen geprägt und hier finden die heimischen Insekten keinen oder nur wenig Lebensraum. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir in unseren Gärten mitanpacken. Die ersten Schritte um ihren Garten in ein Naturparadies für Insekten, Vögel und Co. zu verwandeln sind ganz einfach:

 Weniger Gartenarbeit hilft am allermeisten!

  • Mähen Sie nicht mehr jede Woche ihren Rasen. Lassen Sie die Blumen auch mal stehen. Bleiben Sie lieber auf der Terrasse und genießen Sie den Blick auf die bunte Wiese.
  • Gleiches gilt für die Hecken und Sträucher. Auch mal das Totholz dran lassen. Viele Insekten leben besonders gerne darin.
  • Auch vor dem Winter nicht zu viel mähen und wegschneiden, denn viele Insekten überwintern in den Stängeln oder legen ihre Eier dort rein.
  • Wenn Sie das Totholz doch wegschneiden wollen, dann legen Sie es zumindest in eine Ecke im Garten, auch hier finden viele Lebewesen Platz.
  • Lassen Sie das Laub auch mal liegen. Zwar nicht da, wo Blumen wachsen sollen, aber unter Sträuchern und Bäumen schützen sie nicht nur: Beim Verrotten geben sie auch Nährstoffe ab, die der Strauch zum Wachsen braucht. Und Igel und andere Tiere finden Schutz. So sparen Sie sich auch den Kunstdünger und somit Geld.

 Lassen Sie unbedingt Spritzmittel und Kunstdünger weg!

  • Spritzmittel lassen nicht nur Schädlinge sterben, sondern schaden auch den nützlichen Lebewesen.
  • Kunstdünger wenn, dann nur dort, wo etwas angebaut wird. Aber nicht auf dem ganz normalen Rasen. Wildblumen mögen nämlich keinen fettigen Boden, der also viele Nährstoffe hat.

Schaffen Sie Strukturvielfalt!

Nur wer viele verschiedene Komponenten in seinem Garten hat, kann auch vielen verschiedenen Arten eine Heimat bieten. Lassen Sie deshalb nicht nur den Rasen etwas länger wachsen. Schaffen Sie Ecken, wo der Boden steiniger und sandiger ist. Lassen Sie Gartenabfälle auf dem eigenen Komposthaufen. Über eine Ecke mit Totholz freuen sich auch viele Tiere; über heimische Sträucher, die blühen, und Sträucher, die schon abgestorben sind. Auch ein Teich ist viel wert oder zumindest ein Behälter mit Wasser (und Sitzstein), wo Bienen trinken können. Die brauchen nämlich viel Wasser.

Lassen Sie es das ganze Jahr über blühen!

Zumindest von April bis Oktober. Zum Beispiel, in dem Sie ein Stück Rasen im Garten zu einer Blumenwiese umwandeln. Dies braucht allerdings viel Geduld, so viel schon mal vorne weg. Am Anfang sollten Sie aber ein bisschen von der Erde oben abtragen, da normaler Humus zu nährstoffhaltig für heimische Wildblumen ist. Schütten Sie wenig lehmig-sandige Erde oben drauf und säen Sie heimisches Saatgut aus. Das ist ganz wichtig, damit auch unsere heimischen Insekten was davon haben. Und dann einfach mal wachsen lassen. Welche heimischen Blumen am besten in Ihrem Garten wachsen? Fragen Sie einfach bei ihrer heimischen Gärtnerei nach.

Auch ohne Garten geht’s. Wenn Sie nur einen Balkon haben, gibt’s auch Möglichkeiten:

  • Zum Beispiel, in dem Sie genau wie im Garten Wildblumen anpflanzen. Einfach nur im Blumenkasten.
  • Auch Kräuter und Wildkräuter mögen Bienen, Wespen und Hummeln besonders gern.
  • Alles aber auch blühen lassen und nicht immer sofort alles abschneiden.
  • Auch Bienen-Hotels sind am Balkon gut aufgehoben. Insekten können immerhin fliegen und kommen auch zu Ihnen in den zweiten Stock.

Bienen-Hotel ist nicht gleich Bienen-Hotel

Es gibt viele Bienen- und Insekten-Hotels, die zwar schön aussehen, in die aber kein Insekt jemals reinfliegen, geschweige denn nisten oder leben würde. Hier finden Sie mehr Infos darüber.

Imker und Wildbienenexperte Christian Müller erzählt im BAYERNWELLE-Interview, dass er einen schönen Nebeneffekt solcher Bienen-Hotels erkennen kann. Meistens ist es nämlich so, dass sich die Bienen-Hotel-Besitzer dann mehr und mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Sie können das Leben in den Hotels gut beobachten und kümmern sich dann um die Nahrung in ihrem Garten für „ihre“ Bienen. Heißt, sie schaffen mehr und mehr Lebensraum für die Bienen und auch für andere Insekten und Vögel.

Und auch Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz erzählt, dass die Menschen mehr und mehr das Thema Artenvielfalt im eigenen Garten ernst nehmen. Das Volksbegehren war nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, der in vielen Köpfen aber schon viel geschafft hat.

© Bayernwelle; Redakteurin: Elena Mayer; Sendebeitrag vom 27.03.2019

Der Beitrag geht auf eine Veranstaltung der Ökomodellregion zurück: „Artenschutz geht jeden an – wie mache ich meinen Garten zum Naturparadies?“ am 25.03. im Gasthof Gruber in Pietling. Beate  Rutkowski vom BN Traunstein und Christian Müller, Imker aus dem Alztal, waren als Referenten eingeladen.

Vgl. auch die Mitschnitte der Bayernwelle mit den beiden Referenten sowie den Artikel „Auch der Regenwurm braucht Futter“ von Dorothee Englschallinger vom 6.4. 2019.

Biosammelzertifizierung für Streuobstwiesen

Die Ökomodellregion „Waginger See -Rupertiwinkel“,  zu der sich sieben Gemeinden im Kreis Traunstein 2014 zusammengeschlossen haben, hat mit dem Landschaftspflegeverband (LPV) Traunstein erfolgreich ein neues Projekt gestartet: Streuobstwiesen und Obstgärten erhalten  jetzt ihre Bio-Sammelzertifizierung. Die drei angrenzenden Gemeinden im benachbarten Berchtesgadener Land, die ebenfalls zur Öko-Modellregion gehören, wollen in den kommenden Jahren nachziehen.

„Das ist ein schöner Erfolg für die Besitzer der Obstgärten, aber auch für den Ausbau der Bio-Vermarktung, der Wertschöpfung in der Region und für den Erhalt der biologischen Vielfalt“, freuen sich Marlene Berger-Stöckl von der Ökomodellregion und Jürgen Sandner, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes. Der LPV kümmert sich um die Abwicklung der Zertifizierung und setzt dabei die guten Erfahrungen des Landschafts-pflegeverbandes Passau um.

In der Ökomodellregion, aber auch in den Gemeinden Übersee, Vachendorf, Chieming, Surberg und Ruhpolding gibt es aktuell 13 biozertifizierte Streuobstwiesen mit einer geschätzten Menge von insgesamt 27 Tonnen Früchten.

Die erste Zwischenbilanz ist beachtlich: Insgesamt 546 Bäume wurden erfasst: 333 Apfelbäume, 60 Birnen, 94 Zwetschgen, 14 Süßkirschen, 17 Sauerkirschen, 119 Walnussbäume, 3 Quitten, 3 Aprikosen, 2 Pfirsiche und eine Mährische Eberesche.

Seit 2002 hat der LPV im Kreis Traunstein außerdem über 8000 Hochstamm-Obstbäume gepflanzt; im Gebiet der Öko-Modell-Region waren es auf Traunsteiner Seite 729 seit 2014 und damit überdurchschnittlich viele. Nicht mitgezählt sind Pflanzungen, die nicht über den LPV gefördert wurden, Pflanzungen unter acht Stück, in privaten Gärten oder Pflanzungen in den drei Nachbargemeinden Teisendorf, Saaldorf-Surheim und Laufen, die ebenfalls zur Ökomodellregion, aber zum Landkreis Berchtesgadener Land gehören.


Gregor Greimel, Inhaber der Kelterei Greimel in Laufen und Most-Sommelier, hofft auf eine reiche Ernte an Obst mit Bio-Zertifikat aus der Region, Bild von Ernst Deubelli. 

Die Bio-Sammelzertifizierung hat noch weitere Vorteile. Nicht jeder einzelne Obstgartenbesitzer muss sich um das Biozertifikat kümmern, die Abwicklung der notwendigen Formalitäten mit der Bio-Kontrollstelle übernimmt der LPV. Mitmachen können Landwirte, die für ihren Betrieb kein Bio-Zertifikat haben, private Eigentümer von Streuobstwiesen, Kirchenstiftungen oder auch Kommunen. Wichtige Kriterien: Die Bäume dürfen in den vergangenen Jahren weder mit Spritzmitteln behandelt noch mit Mineraldünger aufgepeppt worden sein. Für die Streuobstwiesenbesitzer ist die Aktion kostenfrei und das Bio-Zertifikat gilt ab sofort.

Das heißt, Obst von den zertifizierten Obstgärten und Streuobstwiesen kann bereits heuer zum Preis für Bio-Obst an die Keltereien vermarktet werden. Der liegt heuer bei 20 Euro für den Doppelzentner Äpfel. Für Äpfel ohne Bio-Zertifikat gibt es voraussichtlich nur 12 Euro für den Doppelzentner und für den Doppelzentner Birnen rund 10 Euro, taxiert Gregor Greimel, der in dritter Generation die gleichnamige Kelterei in Laufen betreibt.

Wenn heuer genügend Obst mit Bio-Zertifikat angeliefert wird, könne es schon heuer Bio-Säfte aus der Ökomodellregion und sogar Bio-Most geben. Greimel, der in seiner Kelterei fünf feste Mitarbeiter beschäftigt, hat in Linz vor zehn Jahren die Zusatz-Ausbildung zum Most-Sommelier gemacht und hat das einst weitum beliebte Getränk im Sortiment – als Apfelwein, als bayerischen Most aus Äpfeln und Birnen, oder wenn es genügend Früchte gibt, auch als Birnenmost  – zusätzlich zu 29 verschiedenen Säften.

Marlene Berger-Stöckl denkt bereits weiter. Vor drei Jahren kam die Ökomodellregion erfolgreich mit Bio-Braugerste aus regionalem Anbau auf den Markt. Mittlerweile hat sich auch ein wachsendes Bio-Wirte-Netzwerk etabliert, das nicht nur für eine potenzielle Abnahme der Säfte aus regionalem Obst in Bio-Qualität, sondern auch von Bio-Most in Frage kommt. Warum sollte man nicht ähnlich, wie in Oberösterreich, im ehemals bairischen Innviertel, üblich und beliebt, auch in den Gaststätten der Region Most ausschenken?

Um den Absatz der Obsternte aus den zertifizierten Streuobstwiesen und -gärten ist Marlene Berger-Stöckl und Jürgen Sandner nicht bang. Die Nachfrage in der Region ist seit Jahren weitaus größer als das Angebot. Die Hauptabnehmer sind die Keltereien Greimel in Laufen, Pölz in Garching, Stöger Süßmosterei in Übersee und die ORO Obstverwertungsgenossenschaft in Rohrdorf im Landkreis Rosenheim. Pölz in Garching und ORO in Rosenheim bieten überdies ihren Vertragslieferanten Hilfestellung und Übernahme der Kosten bei der Bio-Zertifizierung.

Mit den biologisch bewirtschafteten Streuobstwiesen und Obstgärten gelinge ein sonst kaum geglaubter Dreisatz aus Landwirtschaft, kommerzieller Nutzung und Naturschutz, sagt Jürgen Sandner. „Nutz und Schutz“, bringt es Marlene Berger-Stöckl auf den Punkt. Denn die Obstwiesen bieten nicht nur vielen Insekten und Vögeln einen Lebensraum, sondern begünstigen auch die Imker und die Honigproduktion. Langfristig betrachtet, bieten gepflegte Obstbäume auch wertvolles Holz für Schreiner und Instrumentenbauer. Kräftige Obsthölzer erzielen jedes Jahr in der Wertholzsubmission in Waging gute Preise.

Sogar ein sozialer Nutzen ist möglich. Wie das geht, erklärt Bürgermeister Hans-Jörg Birner aus der Gemeinde Kirchanschöring, zugleich Sprecher der Ökomodellregion. Dort hat die Gemeinde in der Dorfmitte den sogenannten Lapperanger und noch eine weitere Streuobstwiese gepachtet, die heuer über den LPV biozertifiziert wurden.  Die Bäume werden von den Jugendgruppen der beiden Feuerwehren im Dorf abgeerntet und das Obst zur Kelterei Greimel gebracht. Der Erlös kommt der Jugendarbeit in der Wehr zugute.


Kichanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner auf der Streuobstwiese auf dem Lapperanger in der Dorfmitte zeigt auf einen Baum mit abgestorbenem Ast. Auch dieser alte Baum hat seine Lebensberechtigung. Er trägt noch reichlich Obst und sichert Leben für Insekten und Vögel, Bild von Ernst Deubelli. 

Auch das Gras auf dem Lapperanger mit seinen 51 Bäumen, jungen und alten, wird nur selten gemäht, um selten gewordenen Wiesenkräutern und Blumen, Insekten und Vögeln einen Lebensraum zu geben. „Wir haben hier zwei Schutzräume“, sagt Jürgen Sandner, „den Boden und die Bäume.“  Aus diesem Grund bleiben auch verdorrte Äste und Stämme länger erhalten, als in Nutzplantagen. Im scheinbaren Totholz leben Insekten und die wiederum bieten Nahrungsgrundlage für Vögel.

Dass an den Lapperanger außerdem noch der Kindergarten, die Schule und das Rathaus angrenzen, ist für Hans-Jörg Birner ein glücklicher Umstand. Die Streuobstwiese steht so im Mittelpunkt der dörflichen Lebensgemeinschaft.

Ökomodellregion und Landschaftspflegeverband wollen sich nicht nur mit dem Erhalt der bestehenden Streuobstwiesen und Gärten zufriedengeben, sondern werben für Erweiterung und Anlage neuer Gärten. Das aktuelle Ziel ist die Pflanzung von 1500 jungen Streuobstbäumen, vor allem regionaltypische Sorten. Die Bäume stellt der Pflegeverband, die Streuobst- und Gartenbesitzer übernehmen die Pflanzung und die Pflege. Aber auch dabei steht der LPV mit Rat und Tat zur Seite.

„Außer Konkurrenz“ läuft außerdem ein Versuch der Regionalinitiative ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) mit Maronen, die heuer von den gleichen sieben Gemeinden als „Baum des Jahres“ gepflanzt wurden.  Wenn das Klima weiter so warm bleibt, dann sollten auch die Esskastanien gedeihen.

Gut gediehen ist in jedem Fall das Projekt der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel seit der Gründung im Jahr 2014. Das Ziel war, ausgegeben vom damaligen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, dass bis 2020 die ökologische Landwirtschaft sich verdoppeln solle. Im Gebiet der Modellregion ist das Ziel realistisch. Gab es zur Bewerbung im Jahr 2013 in den sieben Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching, Tittmoning, Waging und Wonneberg noch 51 Ökobetriebe (von 734 Betrieben gesamt) mit 1184 Hektar ökologisch bewirtschafteter Flächen, so waren es 2017 bereits 74 Ökobetriebe und 1664 Hektar ökologisch bewirtschafteter Flächen (von 727 Betrieben gesamt).  Auch in den drei Gemeinden Teisendorf, Saaldorf-Surheim und Laufen, die sich ebenfalls der Ökomodellregion angeschlossen haben, hat die Zahl der Ökobetriebe zugenommen. Die Zahl der Öko-Betriebe lag hier 2016 bei 51 (von 411 Betrieben gesamt), 2017 waren es 55 (von 403 Betrieben gesamt). 2018 sind in der gesamten Ökomodellregion nochmals 11 Biobetriebe dazu gekommen, sodass die Gesamtzahl der Ökobetriebe von ursprünglich 7 % der Betriebe auf ca. 12 % gestiegen ist.

Weitere Informationen zur Sammelzertifizierung und zur Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel im Internet:

www.oekomodellregionen.bayern sowie www.landschaftspflegeverband-traunstein.de

Über Annahmekonditionen und -zeiten von Obst aus der Region, ob konventionell oder mit Bio-Zertifikat, informieren die Keltereien auf ihrer jeweiligen Internetseite.

Eingangsbild: Rudolf Heinrich in Sauberg zwischen Tettenhausen und Petting (links) ist nicht nur stolz auf seine Streuobstwiesen, er schätzt mit seiner Familie auch das eigene Obst und nutzt das Angebot des Landschaftspflegeverbands (LPV) und der Ökomodellregion, um den Obstgarten zu erweitern und, wo notwendig, zu verjüngen. Gedüngt wird nur durch die Truthähne, die im Obstgarten weiden. Mit im Bild Jürgen Sandner vom LPV und Marlene Berger-Stöckl von der ÖMR, Bild von Ernst Deubelli. 

Ein Bericht von Ernst Deubelli (Südostbayerische Rundschau vom 18.08.2018).

Ein Paradies für Tier und Mensch

Sonnenschein und sommerliche Temperaturen bildeten den geradezu idealen Rahmen eines informativen Frühlingsspaziergangs über den Streuobstanger der Familie von Dr. Lutz Hilgert. Ziel dieses kostenfreien Flurgangs, der ca. 50 Teilnehmer aller Altersklassen und damit deutlich mehr als erwartet, anlockte, waren die bunten Frühlingsblüher unter den von Sträuchern geschützten Streuobstbäumen des Anwesens. Unterstützt von der Kreisfachberatungsstelle für Gartenkultur und Landschaftspflege am Landratsamt Traunstein hatten die Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und der Landschaftspflegeverband Traunstein, der sich um die Pflege der Bäume kümmert, diese Tour organisiert. Geführt wurde sie von Kreisfachberater Markus Breier und Carsten Voigt vom Landschaftspflegeverband. Während Markus Breier die Gruppe zu den einzelnen Frühblühern führte, die Besonderheiten von bekannten oder unscheinbaren Pflanzen erklärte, Legenden dazu erzählte und die Tricks mancher Blumen für die Bestäubung erläuterte, weihte Carsten Voigt in die Geheimnisse einer intakten Streuobst-Wiesenwelt ein, die ein Wunder der biologischen Vielfalt sind. Dabei wurde auch deutlich, dass wegen der späten Fröste in letzten Frühjahr mancher Apfelbaum weniger trug. Und dass andere Bäume die kalten Nächte relativ gut überstanden haben, was unter anderem am unterschiedlichen Entwicklungsstand der Blüten in den Nächten mit Minusgraden lag. Eine Mischung von früh- und spätblühenden Sorten verringert das Risiko eines Totalausfalls der Ernte bei ungünstigen Witterungsbedingungen.

In dem kurzen Zeitfenster, wenn die Bäume noch keine Blätter haben und die Frühjahrssonne den Wiesenboden erreicht, beeilen sich Frühlingsblumen wie die weißen und gelben Buschwindröschen, das Scharbockskraut oder die Schlüsselblumen mit der Blüte. In Wurzelknollen, Wurzelausläufern oder Zwiebeln legen sie dazu schon im Herbst Reserven an, so dass sie im Frühjahr schneller austreiben können. „Die jungen Blätter des Scharbockskrauts, die viel Vitamin C enthalten, galten früher als Heilmittel gegen Skorbut; nach der Blüte werden sie giftig“, sagte Breier. Ein Stückchen weiter wuchs das echte Lungenkraut, dessen Blüten mit der Zeit die Farbe wechseln: jung sind sie zartrosa, später dann violett. „So zeigen sie den Insekten an, wo ein Besuch am verlockendsten ist, und sichern damit ihre Bestäubung.“ In voller Blüte stand die Riesenschar von hochstieligen Wald-Schlüsselblumen. Eine Art, die verschieden gestaltete Blütentypen (Heteromorphie) zur Förderung der Fremdbestäubung hervorbringt. Breier zeigte auch die entsprechend unterschiedlich ausgebildeten Kronen, Kelche, Staubblätter und Narben.

Der Name Schlüsselblume deute auf die Blüten hin, die einem alten Schlüssel mit Bart gleichen. Die populäre Legende von Petrus halte bis zum heutigen Tag: Petrus hat im Himmel seinen Schlüsselbund fallen lassen und wo er auf die Erde traf, soll die Schlüsselblume gewachsen sein.

Zwischendurch lauschte man auch den Vögeln, die in der Ferne ihr fröhliches Lied zwitscherten, und beobachtete die eine oder andere Biene, die auf der Suche nach Nektar schon eifrig zwischen den Bäumen umherschwirrte. Im Gegensatz zu den Teilnehmern galt ihr Interesse aber nicht dem alten Birnbaum, dessen Knospen sich gerade öffneten und einen wunderbaren Anblick boten. „Auf einer Streuobstwiese werden robuste, lokal bewährte Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Nuss- und Zwetschgensorten angebaut, die wenig anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen sind“, so Carsten Voigt. Wobei er die Kirsche wegen der derzeit weit verbreiteten Schrotschusskrankheit nicht unbedingt empfehle.

„Im Sommer spenden uns die großen, alten Bäume wertvollen Schatten. Die extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen sind nicht nur als Lieferanten von sehr geschmackvollem Obst wertvoll, vielmehr zählen sie auch zu den artenreichsten Lebensräumen in unserer Landschaft.“ Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft seien die Streuobstwiesen vielerorts aus der Landschaft verschwunden. Daher fördere nicht nur der Landschaftspflegeverband, sondern auch die Ökomodellregion das Neuanpflanzen von Streuobstbäumen, insbesondere auf Bauernhöfen und in Ortsrandlage. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt seien, übernehme der Landschaftspflegeverband die Kosten für die Bäume und das Material, das für das Pflanzen notwendig ist. Zudem biete der Landschaftspflegeverband auch den Auslichtungsschnitt von alten Obstbäumen zur Entlastung und Verjüngung von Baumkronen an. Darüber hinaus stehe der Verband (unter Telefon 0861-58393) auch für Beratungen zu Fragen des Streuobstbaus und der Fördermöglichkeiten als Ansprechpartner zur Verfügung, sagte Voigt, dessen Ausführungen zu Entwicklung, Nutzung, Schutz und Sortenspektrum von Streuobstwiesen den Spaziergang begleiteten.

„Obstwiesenbesitzer, die mindestens acht Bäume haben und ihren Ertrag nicht größtenteils selbst verwerten, sondern an Keltereien liefern möchten, haben seit heuer die Möglichkeit, an einer Biosammelzertifizierung für Streuobst teilzunehmen. Jeder konventionelle Landwirt, der einen Streuobstanger hat und bereit ist, ihn nach Biokriterien zu bewirtschaften, kann sich für eine Biosammelzertifizierung beim LPV Traunstein oder auch bei der Ökomodellregion melden. Regionales Bioobst wird mit einem etwas höheren Preis vergütet“, betonte die Projektleiterin der Ökomodellregion, Marlene Berger-Stöckl. „Alle Obstwiesenbesitzer, die Platz für weitere acht Bäume haben oder einen neuen Anger mit mindestens ebenso vielen Bäumen anlegen möchten, können sich beim LPV oder im Büro der Ökomodellregion (unter Telefon 08681-400537) für die Herbstpflanzung melden.“ Die Pflanzaktion des Landschaftspflegeverbands Traunstein laufe seit 2015 gerade in der Ökomodellregion sehr gut und man komme dem Ziel, zunächst 750 Hochstämme als „Halbzeit-Marke“ zu setzen, immer näher, freute sie sich.

Nachdem die Gäste noch einige Wildkräuter samt deren Verwendung in der Naturapotheke und in der Küche kennengelernt hatten, lud Familie Hilgert zu einem lauschigen Plätzchen unter den Bäumen, wo sie ein kleines Büffet aufgebaut hatte. Dort lockte Apfelsaft und Apfelmost aus dem eigenen Garten zum Probieren. Das ließen sich auch die Buben und Mädchen nicht entgehen, die sich zuvor an den verschiedenen Naturspielgeräten vergnügten, die auf dem Gelände stehen. Denn der Obstanger der Familie Hilgert an der Götzinger Straße ist nicht nur ein Paradies für Tiere, sondern auch für Menschen. „Arbeit macht auch dieser Garten“, zeigte sich Anni Tahedl, die sich seit Jahrzehnten im Kirchanchöringer Gartenbauverein engagiert, auf dem Nachhauseweg sicher.

Ein Bericht von Anneliese Caruso (Südostbayerische Rundschau vom 21.04.2018).

Eingangsbild: Markus Breier erklärt, wie die Bienen ihren „Landeplatz“ per Blütenkennzeichnung finden, Bild von Anneliese Caruso.

Neues LEADER Projekt in Kirchanschöring: Schaubienenhaus

Kindsein ist heutzutage oft mit der Entfremdung von der Natur verbunden. Wie die Kinder lernen müssen, dass die Milch von der Kuh kommt und nicht aus dem Tetrapack, so muss auch das Verständnis für die Unverzichtbarkeit der Bienen aktiv geweckt werden, denn die Tiere sind Bestäuber vieler Nahrungs- und Kulturpflanzen. Mit einem Schaubienenhaus in zentraler Ortslage möchte der Imkerverein Kirchanschöring vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen, damit sie die Bienen und deren Haltung und enorme Bedeutung real erleben und kennenlernen.
Dieses Schaubienenhaus entsteht auf einem gemeindlichen Grundstück, das zwischen der Götzinger Achen und der Bannpointstraße östlich vom Georg-Hofer-Weg liegt. Die Gemeinde will das Grundstück über einen neuen Weg erschließen. Entlang des Weges sollen dann einige Schautafeln und Sitzbänke aufgestellt werden, die Ruhe- und Entspannungsmöglichkeiten bieten. Sowohl das Gebäude als auch der neue Weg werden als Leader-Projekt von der Europäischen Union (EU) und vom Freistaat Bayern gefördert.

Die Idee des Projekts entstand im Imkerverein, der sich regelmäßig am Ferienprogramm der Kinder beteiligt, um sie in die Geheimnisse einzuweihen, die sich im Bienenstock verbergen. Das Interesse an diesen Veranstaltungen auf dem Bienenlehrpfad in Wolkersdorf ist riesig, denn es meldet sich regelmäßig eine große Schar von Buben und Mädchen an. Daher würde der Imkerverein mit seinem Vorsitzenden Helmut Hofmeister den Kindern gerne öfters einen Einblick in die Welt der Bienen gewähren, aber der Bienenlehrpfad liegt zu weit entfernt von der Schule und vom Ortskern. Deshalb erarbeitete eine Gruppe um Helmut Hofmeister über Monate hinweg ein Konzept und ging auf die Suche nach einem geeigneten Platz, der von Kindergarten- und Schulkindern leicht zu Fuß zu erreichen ist. Bürgermeister Hans- Jörg Birner bot das Grundstück an der Ache an und der Gemeinderat segnete das Projekt ab. Die Gesamtkosten der Maßnahme, die kurz vor der Umsetzung steht, belaufen sich auf rund 70.000 Euro.

Bei der Übergabe des Förderbescheids direkt auf dem gewählten Areal freute sich Bürgermeister Birner über die Initiative und das große Engagement der Mitglieder des Imkervereins, das mit dem Bau des Gebäudes erst richtig losgeht, denn die Vereinsmitglieder betreuen die Anlage dann während des ganzen Jahres. „Sie machen die Kinder mit wichtigen Themen der Bienenhaltung vertraut.“ Dafür kooperiere man nicht nur mit der örtlichen Grundschule, sondern auch mit der Mittelschule Salzachtal. Aber generell stünde das Schaubienenhaus natürlich allen Bürgern offen. Der gewählte Standort eigne sich hervorragend, er liege bürgernah mitten im Ort, ohne dass eine Gefahr von den Bienen ausgehe.
„Wir waren sehr froh, das Projekt über Leader abdecken zu können.“ Die Imker hätten dies alleine nicht stemmen können. Die Bienenzüchter in Kirchanschöring mit ihren vielen jungen Mitgliedern und einer ebenso jungen Vorstandschaft seien unheimlich dynamisch und freuten sich schon auf ihre neue Aufgabe, lobte Birner den Ortsverein.
Der Rathauschef durfte dann einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 25.660 Euro entgegennehmen. Den übereichte Leader-Koordinator Sebastian Wittmoser vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim im Beisein des Vorsitzenden der Lokalen-Aktionsgruppe (LAG) „Traun-Alz-Salzach“, Konrad Schupfner, und des Ehrenvorstands der Kirchanschöringer Imker, Siegfried Zehentner.

Sebastian Wittmoser, der die lokalen Aktionsgruppen im südlichen Oberbayern betreut, bezeichnete die Zusammenarbeit mit der Lokalen-Aktionsgruppe „Traun-Alz-Salzach“ dabei als hervorragend und erinnerte an das Motto des Förderprogrammes "Bürger gestalten ihre Heimat". Aus seiner Sicht habe Kirchanschöring dieses Kriterium erfüllt, betonte Wittmoser.
Gerade die Einbindung der Bürger und die Zusammenarbeit in den Projekten sichere die Qualität der Maßnahmen und deren Akzeptanz in der Bevölkerung, mache es andererseits dadurch aber auch aufwändiger. Von den acht Leader-Gruppen im südlichen Oberbayern sei die „Traun-Alz-Salzach“ eine der jüngsten in der Region. Deren Managerin Elke Ott, die ebenfalls vor Ort war, kenne sich bestens aus und stehe den Interessenten beratend zur Seite. Das Budget dieser Aktionsgruppe belaufe sich in der Förderperiode 2014 bis 2020 auf 1,5 Mio. Euro. „Davon sind bislang rund 900.000 Euro für verschiedenen Projekte in unserem Raum abgerufen worden.“ Das europäische Förderprogramm für den ländlichen Raum „Leader“ in Bayern gelte als das erfolgreichste in der EU. Leader diene der Stärkung des ländlichen Raums. Dafür stünden in Bayern rund 111 Mio. Euro an EU- und Landesmitteln bereit.

„Ich hoffe, das Schaubienenhaus wird gut und von möglichst vielen angenommen“, wünschte sich Zehentner. Daran hat Konrad Schupfner, der auch Bürgermeister von Tittmoning ist, nicht den geringsten Zweifel: „Auch bei uns gibt es einen Lehrbienenstand. Das ist ein Punkt mit sehr hohem Wert, an dem viel Fachwissen vermittelt wird.“
Bei diesem Schaubienenhaus handelt es sich um ein Umweltprojekt, das von Leader ebenso gefördert wird wie etwa Kultur- und Tourismusprojekte oder Projekte der Regionalentwicklung. Die Ziele der Projekte müssen den Entwicklungsstrategien der Leader-Aktionsgruppe entsprechen. Ansprechpartnerin ist Elke Ott, die unter Telefon: 08683-8909630 beratend zur Seite steht.
Für die Gemeinde Kirchanschöring hat Bürgermeister Birner, der zudem stellvertretender Vorsitzender der LAG ist, den Zuschuss beantragt, da er sich auch schon im Vorfeld mit den Imkern Gedanken um die Finanzierung gemacht hatte.

Ein Bericht von Anneliese Caruso (Traunsteiner Tagblatt vom 04.12.2017).

Eingangsbild: Freuen sich über den Zuwendungsbescheid (von links): Leader-Koordinator Sebastian Wittmoser, der die Leader Projekte im südlichen Oberbayern betreut; Ehrenvorstand der Kirchanschöringer Imker, Siegfried Zehentner; Bürgermeister Hans- Jörg Birner; Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe (LAG) „Traun-Alz -Salzach“, Konrad Schupfner und LAG- Managerin Elke Ott, Bild von Anneliese Caruso.

Artenvielfalt auf Wiesen fördern - Wiesenprämierung im Hofcafé

Nach der kulinarischen Eröffnung mit einem heimischen Buffet im Hofcafé „Mühlradl“ in Mühlham wurden die 21 landwirtschaftlichen Betriebe geehrt, die sich am Wiesenwettbewerb der drei Regionalinitiativen – Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE), Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und Leader-LAG Traun-Alz- Salzach – beteiligt hatten. Drei dieser Wiesenflächen wurden von der Jury als besonders vielfältig eingeschätzt, von Hans Glück aus Grassach, Matthias Winkler aus Ollerding und Andreas Buchwinkler aus Haberland bei Saaldorf-Surheim. Musikalisch wurde die Veranstaltung von den „Drei Loisein“ umrahmt.

Bürgermeister Konrad Schupfner bedankte sich bei den Teilnehmern am Wiesenwettbewerb, die sich „so schön über das Einzugsgebiet unserer beteiligten Kommunen“ verteilen, und machte ihnen ein Kompliment für die von ihnen gepflegten Wiesen. Die Vielfalt solcher extensiv genutzter Flächen mit Dutzenden von Pflanzenarten sei beeindruckend; allerdings gehe deren Anzahl „bei der heute weit verbreiteten intensiven Nutzung mit bis zu sechs Schnitten und entsprechend hoher Düngung“ deutlich zurück. Ähnliches gelt oft auch für die Grünflächen in den Gärten. Dabei sei diese Artenvielfalt so wichtig gerade auch für Bienen, Schmetterlinge und weitere Insekten. Für den Erhalt der Artenvielfalt, wegen des damit verbundenen Boden- und Gewässerschutzes, wegen der Vorteile für das Klima und auch wegen des schönen Anblicks seien solche blütenreichen Wiesen „wertvoll und geschätzt“.


All die ausgezeichneten Wiesen dekorieren als großformatige Bilder die Wandflächen im Hofcafe „Mühlradl“, in dem der Abschluss des Wiesenwettbewerbs gefeiert wurde, Bild von Hans Eder.

Marlene Berger-Stöckl von der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel, die zusammen mit ihren Kolleginnen Elke Ott von der Leader-AG und Alexandra Huber von der ILE diesen Wettbewerb begleitet hat, zeigte sich überrascht, dass sich so viele Landwirte zur Teilnahme angemeldet hatten: „Recht viel mehr hätten wir nicht mehr geschafft“, meinte sie dazu, und äußerte sich anerkennend über die Schönheit und Vielfalt aller 21 zur Teilnahme gemeldeten Wiesen. Denn, wie Alexandra Huber als Initiatorin des Wettbewerbs schilderte, sei der Aufwand bei den Begehungen und Bewertungen auf diesen Flächen gewaltig gewesen: „Das waren interessante, lehrreiche Tage.“ Sie dankte den Vertretern von Bund-Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft, die sich an der Jurierung beteiligt hatten, für ihren hohen zeitlichen Einsatz über drei Tage bei der Kartierung – „und das bei jedem Wetter“ – und anschließenden Bewertung.


Die Vertreter der Betriebe, die sich am Wiesenwettbewerb der drei Regionalinitiativen beteiligt haben, Bild von Hans Eder.

Die Teilnehmer am Wiesenwettbewerb:

Landkreis Traunstein: Familie Felber, Redl, Familie Gitzinger, Watzing, Familie Mühlbacher, Scharam, Familie Schule, Dürnberg, Familie Kleinwötzl, Lampoding (alle Gemeinde Kirchanschöring); Familie Gramsamer, Moosweg, Familie Praxenthaler, Thannsberg (beide Gemeinde Fridolfing); Familie Winkler, Ollerding, Familie Kellner, Rotkampeln, Familie Glück, Grassach (alle Stadt Tittmoning); Familie Waritschlager, Krautenberg, Familie Mühlbacher, Halmberg, Familie Perschl, Otting (Gemeinde Waging am See); Familie Schneckenpointner, Eging, Familie Obermeyer, Tengling (Gemeinde Taching am See); Familie Mühlbacher, Plattenberg (Gemeinde Wonneberg); Familie Empl, Deinting (Stadt Trostberg).

Landkreis Berchtesgadener Land: Familie Hafner, Reit, Familie Buchwinkler, Haberland (beide Gemeinde Saaldorf-Surheim); Familie Spitz, Au (Stadt Laufen); außerhalb der Wertung: Garten der Familie Niedermaier, Fridolfing.  

Mit dem Wettbewerb sollten Anstrengungen honoriert werden, Wiesen mit einer besonders naturverträglichen Bewirtschaftung zu erhalten und zu schützen, wie auch bei den Grußworten bei der Feierstunde unisono betont wurde: vom stellvertretenden Landrat Josef Konhäuser, vom Leiter der Naturschutzakademie Laufen Dieter Pasch und von den Bürgermeistern Hans-Jörg Birner aus Kirchanschöring und Herbert Häusl aus Waging. Positiv herausgehoben wurde dabei auch, dass am Wiesenwettbewerb sowohl biologisch wie auch konventionell wirtschaftende Landwirte teilgenommen haben. „Wir brauchen alle Bauern, die sich Gedanken machen um die Umwelt“, unterstrich Marlene Berger-Stöckl; von daher sei diese Wiesenprämierung auch ein Brückenschlag gewesen.

Wolfram Adelmann von der Akademie für Naturschutz Laufen unternahm es, aus fachlicher Sicht das Thema „Artenreiches Grünland“ zu behandeln. Die häufigste Wiese in Deutschland, so der Referent, sei intensiv genutztes Grünland mit vier bis sechs Schnitten pro Jahr; bei lediglich vier Prozent liege der Anteil von ertragsarmen Wiesen. Der Grund dafür liege auf der Hand: der Kostendruck durch die billigen Lebensmittel, der zu einer stetigen Steigerung des Ertrags führe. Allerdings liege die Einzelentscheidung auch weiterhin bei jedem Bauern: Auch in der konventionellen Landwirtschaft gebe es Blumenwiesen.

Bei diesen blühenden Flächen gehe es keineswegs nur um Blumen, vielmehr bieten diese auch Lebensräume für Tiere, nicht zuletzt für die Bienen, und auch Erlebnisräume für den Menschen. Aber auch für den Schutz des Trinkwassers – Stichwort Nitrateinträge – seien weniger intensiv genutzte Wiesen wichtig. Klar sei, dass die Bauern, die ihre Wiesen extensiver nutzen, auf Einnahmen verzichten: Keiner zahle für den geringeren Ertrag. Allerdings gebe es durchaus Möglichkeiten der Förderung: Hier sei das Landwirtschaftsamt der richtige Ansprechpartner.  


Wolfram Adelmann erläuterte in seinem kurzweiligen Vortrag die Vorteile extensiv genutzter blütenreicher Wiesen. Foto: Eder

Im Weiteren stellte Adelmann die verschiedenen Wiesentypen mit den jeweils typischen Pflanzen vor. Artenreiche Wiesen böten Tieren und Pflanzen ein „gewaltiges Potenzial an Nahrung“. Landwirte, die sich für größeren Artenreichtum einsetzen, verdienten höchsten Respekt und größtes Lob, sagte der Referent in Hinblick auf die Bauern, die sich an dem Wiesenwettbewerb beteiligt hatten. Eine solche Preisverleihung sollte es öfter geben, meinte er: Die zu loben, die etwas richtig machen, sei besser, als andere zu kritisieren. Das allerdings habe im Naturschutz nicht die große Tradition, wie er sarkastisch anmerkte.  


Bürgermeister Hans-Jörg Birner, Dieter Pasch (Vorstandsmitglied im Deutschen Verband für Landschaftspflege) und Bürgermeister Häusl zeichneten die Teilnehmer des Wiesenwettbewerbs aus, 2.v.r.: Hans Glück, der mit seiner langjährig extensiv genutzten Streuobstwiese auf Platz 1 kam, Bild von Hans Eder.

Jeder der teilnehmenden Betriebe erhielt von Hans-Jörg Birner und Herbert Häusl als Dankeschön eine Urkunde mit der erfassten Artenliste seiner Wiese und ein Buchgeschenk. Unter den drei prämierten Wiesen befindet sich eine extensive artenreiche Feuchtwiese, wie sie im Chiemgau und Rupertiwinkel früher an vielen Stellen typisch war (Betrieb Buchwinkler), eine Wiese, die von trocken bis nass wechselt und einen botanisch sehr vielfältigen Steilhang aufweist, der von Hand bewirtschaftet wird (Betrieb Winkler), sowie eine Streuobstwiese, die seit über 30 Jahren nicht gedüngt wurde, besonders artenreich ist und viel Handarbeit in der Pflege erfordert (Betrieb Glück). Bewertet wurde neben dem Artenreichtum auch die gleichmäßige Ausprägung des Blütenreichtums (Homogenität der Wiesen) sowie landwirtschaftliche Kriterien wie die Art der Bewirtschaftung. Außerhalb der Wertung gab es einen Preis auch für einen Garten: den der Familie Niedermaier in Rautenham bei Fridolfing – als Vorbild für eine ökologische Gartengestaltung.

Alle teilnehmenden Wiesen sind in der begleitenden Fotoausstellung abgebildet, für die Fotograf Richard Scheuerecker kunstvolle Aufnahmen beisteuerte. Die Ausstellung kann noch bis Ende Januar 2018 im Verwaltungsgebäude der ANL zu den Öffnungszeiten besichtigt werden (montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 16:30 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr). Die Bewirtung der gut 60 Gäste bei der Feier an den schön geschmückten Tischen im Hofcafé übernahmen Yvonne Liebl aus Waging, die für die Salate zuständig war, Markus Stöckl aus Kirchanschöring, der für die warmen Speisen zuständig war, sowie Roswitha und Alois Leitner vom Hofcafé, die die Nachspeise besorgten – alles in heimischer Bioqualität.


Yvonne Liebl aus Waging, Markus Stöckl vom Partyservice Schiedei kocht und Roswitha Leitner vom Hofcafe Mühlradl übernahmen das Catering mit heimischen Bioprodukten, Bild von Hans Eder.


Abschlussfoto mit Gästen – Franz Keil (3.v.l.) und die Königin der Bioheumilchregion (Mitte, mit Heukrone), stellvertretender Landrat Josef Konhäuser (2. v.r.) und Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber (rechts), Bild von Hans Eder.

Ein Bericht von Hans Eder (Südostbayerische Rundschau vom 29.09.2017).

Die schönsten Wiesen im Lande

21 artenreiche landwirtschaftliche Flächen waren zum Wiesenwettbewerb der drei Regionalinitiativen – Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE), Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und Leader-LAG Traun-Alz- Salzach – gemeldet worden. Bei einer Feierstunde am Samstag im Hofcafé „Mühlradl“ in Mühlham wurden alle Teilnehmer für ihren Einsatz für Natur und Umwelt geehrt. Drei Wiesenflächen wurden von der Jury als besonders vielfältig eingeschätzt, ihre Besitzer mit den Plätzen 1 bis 3 ausgezeichnet:

Hans Glück aus Grassach (Platz 1), Matthias Winkler aus Ollerding (Platz 2), beide Stadtgemeinde Tittmoning, und Andreas Buchwinkler aus Haberland (Platz 3), Gemeinde Saaldorf-Surheim.

Mit dem Wettbewerb sollten Anstrengungen honoriert werden, Wiesen mit einer besonders naturverträglichen Bewirtschaftung zu erhalten und zu schützen, wie die Redner bei der Feierstunde unisono betonten.

Eingangsbild: Hans Glück (links), Matthias Winkler (Mitte) und Andreas Buchwinkler (rechts).

Einladung zur Genussradltour und Wiesenprämierung am 16.09.17

In der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel gibt es vielfältige kulinarische Genüsse vom Bauernhof zu entdecken.
Was heißt eigentlich Bio? Auf einem entspannten Fahrradausflug zu verschiedenen Biohöfen mit Frühstück und Verkostung erkunden wir, wie die Tiere gehalten werden und wie Lebensmittel mit hoher Qualität entstehen. Festlicher Abschluss des Tages ist das Buffet im Hofcafe und die anschließende Prämierung der Sieger des Wiesenwettbewerbs.   

Wann?  - Am Samstag, den 16. September, bei jedem Wetter!
Bei Regen wird die Tour verkürzt (von Kay direkt nach Mühlham).

Teilnahmegebühr:        

  • 15 € Radtour incl. Frühstück/ Verkostungen, ohne Abendbuffet
  • 30 € Abendbuffet
  • 45 € Radtour mit Abendbuffet (die Wiesenprämierung ist frei).

In den 45 € enthalten sind die Kosten für das Bio-Frühstück, für die Hofverkostungen, das Bio-Genussbuffet sowie für die begleitete Radtour. Nicht enthalten sind die Abendgetränke.  

Für Kinder unter 14 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen ist die Teilnahme frei.
Der Teilnahmepreis für Paare oder Familien mit Kindern unter 14 Jahren beträgt 80 € (mit Buffet).  
Der Teilnahmepreis für Familien mit einem oder zwei Kindern ab 14 Jahre beträgt 90 € (mit Buffet).


Bild von ©Tourist-Info Waginger See / R. Scheuerecker


Anmeldung bis zum 6. September an: Alexandra Huber, Tel. 08685/ 77  939 60 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Die Anmeldung ist nach Überweisung des Unkostenbeitrags gültig. Die Bankverbindung lautet unter Konto der Gemeinde Kirchanschöring, bitte Name angeben sowie „Ökoerlebnistag“:  
IBAN DE05 7109 0000 0004 8011 56     BIC GENODEF1BGL           

Ausrüstung:
Trekkingrad. Wir fahren z.T. auf Kieswegen. Bitte Getränke für unterwegs, Radhelm, (Regen-) Kleidung sowie eine gute Radbeleuchtung oder Stirnlampe mitnehmen.

Strecke:
Gesamtlänge 28 km, teils eben, teils hügelig, 350 Höhenmeter.

Veranstalter sind die drei Regionalinitiativen: LAG LEADER Traun-Alz-Salzach (Elke Ott), Ökomodellregion (Marlene Berger-Stöckl) und die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Waginger See - Rupertiwinkel (Alexandra Huber).


Bild von ©Tourist-Info Waginger See / R. Scheuerecker

Das Programm für die Bio-Genussradltour und Wiesenprämierung am Samstag, den 16. September:

  • 09.00 Uhr (Grassach 15, 84529 Tittmoning, Parkmöglichkeiten vorhanden)
    Wir beginnen den Tag mit einem üppigen Spätaufsteherfrühstück auf dem Hof von Hans Glück in Grassach bei Tittmoning und erfahren etwas über die Herstellung seiner vielfältigen Hofprodukte.
  • 10.30 Uhr
    Wir radeln über das Quellgebiet von Maria Ponlach vorbei an der Tittmoninger Burg und bergab in die Salzachau zum Biohof Maier in Waldering.
  • 11.30 Uhr
    Junglandwirt Andi Maier baut viele Biomarktfrüchte an und hält Mutterkühe. Bei ihm verkosten wir die „Waginger See Hoibe“ aus seiner Braugerste, dazu gibt es frisch gebackenes Flaschlbrot vom Laufener Landweizen. Um 12.15 Uhr starten wir in Richtung Kay (mit ersten Steigungen).
  • 13.00 Uhr
    Hans und Dorothee Englschallinger stellen uns ihren klassischen Biomilchviehbetrieb mit Weidehaltung vor. Gutes aus ihrer Biomilch steht zur Stärkung vor der Weiterfahrt bereit, denn in Richtung Kettenberg (ab 13.30 Uhr) geht es noch ein paarmal gemäßigt bergauf.
  • 14.30 Uhr
    Sebastian Kettenberger zeigt uns, wie sein Geflügel und seine Puten mit Auslauf gehalten werden –  darunter Kostbarkeiten wie das Perlhuhn. Wir werfen einen Blick auf seine Ferkel von der seltenen schwarzen Alpensau. Um 15.30 Uhr brechen wir nach Mühlham auf.
  • 16.00 Uhr
    Ankunft im idyllischen Garten des Hofcafes Mühlradl in Mühlham. Durchatmen, erholen, zusammensetzen…eine Musikgruppe spielt für uns auf. Die hofeigene Wasserrutschbahn und weitere Attraktionen des Hofcafes sorgen für viel Spaß und Abwechslung, für Erwachsene und Kinder.
  • 17.00 Uhr (Mühlham 11, 84529 Tittmoning)
    Festlicher Abschluss ist das Genussbuffet mit Produkten heimischer Biohöfe und selbstgemachtem Bioeis vom Hofcafe Mühlradl in Mühlham.
    Wer mag, ist herzlich zum anschließenden Abendprogramm mit Fachvorträgen und der Prämierung der schönsten Wiesen in der Ökomodellregion eingeladen. Es wird aber auch eine begleitete Rückkehr zum Biohof Glück angeboten


Bild von ©Tourist-Info Waginger See / R. Scheuerecker

  • Um 18.30 Uhr
    findet die feierliche Preisverleihung zum ILE-Wiesenwettbewerb in der Ökomodellregion statt. Nach den Grußworten informiert ein Vortrag der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen über die botanischen Schätze auf unseren heimischen Wiesen. Eine Fotoausstellung zeigt die beteiligten Wiesen. Die Sieger im Wiesenwettbewerb werden ausgezeichnet und wir lassen den Tag gemeinsam ausklingen.
  • Um ca. 20.30 Uhr fahren wir nach Grassach als begleitete Radlgruppe zurück (3,5 km; ca. 10 min).
    Bei Bedarf nutzen wir für die Rückfahrt eine Transportgelegenheit.  

Eingangsbild von R. Scheuerecker.

Streuobstwiesen als blühende Biotope - Führung in der ÖMR

„Die Aktion blühender Landkreis in Traunstein war kein Strohfeuer, sondern wird in den nächsten Jahren konstant fortgesetzt – und Streuobstwiesen leisten dafür einen wichtigen Beitrag, weil sie für Honig- und Wildbienen eine sehr gute Trachtquelle sind“, so stimmte der neue Kreisfachberater für Gartenkultur, Markus Breier, die ca. 30 interessierten Teilnehmer auf dem Gang zur Obstwiese der Familie Geisreiter in Zözenberg bei Waging ein.

Vielfältiger Obstanger mit langer Geschichte
Wie Anni Geisreiter erläuterte, hat der Obstanger unterhalb des Bauernhofs mit Blick über Waging eine lange Geschichte: Schon Großvater Geisreiter legte den weitläufigen Obstanger an und legte größten Wert auf seine Pflege, auf vorsichtiges Beernten und den Erhalt verschiedenster Lokalsorten. Das Obst wurde nicht nur für den Frischverzehr angelegt, die Verarbeitung zu Most, Kletzen (gedörrte Birnen), zum Kochen, Backen, Einwecken und Einlagern spielte eine große Rolle. 40-50 Obstbäume um jeden Bauernhof waren eine Selbstverständlichkeit, sodass von Frühsommer bis zum Spätherbst zahlreiche Obstvarianten geerntet wurden, von Klarapfel bis Boskop oder Goldparmäne.


Führung auf dem Obstanger in Zözenberg (2. Von rechts – Anni Geisreiter), Bild von Ökomodellregion/ LPV. 

In den fünfziger Jahren konnte sich Deutschland beim Obst deshalb noch weitgehend selbst versorgen, wie Carsten Voigt vom Landschaftspflegeverband Traunstein als Mitveranstalter ergänzte, allein in Bayern gab es die heute kaum vorstellbare Zahl von 1.200 Apfelsorten. Zum Vergleich: Weltweit prägen heute ca. 30-35 Apfelsorten das Verkaufssortiment. Auch der Chiemgau und Rupertiwinkel waren von Obstangern ganz selbstverständlich geprägt, darunter viele regionale, ans lokale Klima hervorragend angepasste Sorten. Ab den fünfziger Jahren leiteten die verbesserten Einkaufsmöglichkeiten für Importobst, ein anderer Lebensstil und sogar damalige staatliche Rodeprämien – um den Erwerbsobstbau anstelle des Streuobstes zu fördern - eine Umkehr dieser Entwicklung ein. Heute sind mindestens 80% der damaligen Obstanger gerodet, der Rest oft nur noch rudimentär vorhanden. Verschwunden ist damit auch die großartige Vielfalt von Obstsorten für jeden Verarbeitungszweck, verschwunden ist der damit verbundene Erfahrungsschatz in Bezug auf die Sortenkenntnisse, parallel dazu ist eine äußerst reiche Tier- und Pflanzenwelt, die an extensive Obstanger angepasst war, in ihrer Existenz bedroht.


Markus Breier, Kreisfachberater für Gartenkultur, auf der Führung, Bild von Ökomodellregion/ LPV. 

Totholz belassen
Anders ist das im Obstanger der Familie Geisreiter, der nebenbei von Rindern beweidet wird. Durch nachgepflanzte Jungbäume bleibt der Bestand erhalten. Einige ca. 70 Jahre alte Obstbäume stehen noch und haben sich zu echten Biotopbäumen entwickelt. Auf Anraten des Landschaftspflegeverbands und des Kreisfachberaters wird Totholz größtenteils belassen – und damit Höhlen für Siebenschläfer und Fledermäuse, morsches Holz für Käfer und Insekten und Wohnraum für Eulen oder den Grünsprecht. Je vielfältiger das Ökosystem ist, desto stabiler ist es. So leisten z.B. Vögel einen wichtigen Beitrag zur Vertilgung von Schadinsekten oder ein Hornissenvolk kann tausende von Wespen als Beutetiere vertilgen, wie Breier und Voigt anhand eines eindrucksvollen hohlen Birnbaums erläuterten. Stolz präsentierten einige der anwesenden Kinder ihre in der Becherlupe gefangenen Laufkäferarten.


Ein hohler alter Birnbaum bietet Lebensraum für viele Tierarten, Bild von Ökomodellregion/ LPV. 

Landkreis und Gemeinden sind gefordert
Kommt der Name Streuobstwiese von Einstreu?, wollten die Teilnehmer wissen. Nein, klärte Carsten Voigt auf, der Name bezieht sich auf die verstreute Anlage der Bäume. Und wie schaut es heuer mit den Frostschäden aus? Solang die Blüte noch zu ist, so Markus Breier, bestehen gute Chancen, dass der größte Teil der Blüten den Frost letzter Woche übersteht. Ab minus 2 Grad kann es allerdings kritisch werden, vor allem bei geöffneten Blüten. Welche Tierarten sind zur Beweidung der Obstwiese geeignet? Bei Rindern sollten die Bäume mit einer Einzäunung geschützt werden, Schafe und vor allem Ziegen sind schlecht zur Beweidung geeignet, während sich Gänse dafür anbieten, so Berger-Stöckl. Wichtig war den Teilnehmern, dass weitere Maßnahmen zum Schutz der Wildbienen vom Landkreis und der Ökomodellregion ergriffen werden, so z.B. bei der Pflege kreiseigener und kommunaler Flächen.

Anders als im Erwerbsobstbau wird der Streuobstanger nicht mineralisch gedüngt und nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Wichtig sei es heute, Sorten auszuwählen, die gegen Krankheiten wie Schorf oder neue eingeschleppte Krankheiten weitgehend resistent sind, erläuterte Georg Blank Senior, der selbst nicht Streuobstanbau, sondern Erwerbsobstbau in Waging betreibt und seit Jahrzehnten ein erfahrener Kenner von Obstsorten und ihren Eigenschaften ist.   

„Anleger“ für neue Streuobstwiesen gesucht
Die Ökomodellregion Waginger See- Rupertiwinkel will 1.500 Streuobsthochstämme neu pflanzen, so Marlene Berger-Stöckl, Projektmanagerin. Gut 500 davon wurden seit Anfang 2015 gepflanzt, die meisten davon rund um Waging, auf landwirtschaftlichen, privaten und kommunalen Flächen; die Mindestgröße beträgt 8 Stück. Das Pflanzgut wird zu 100% bezuschusst. Weitere „Anleger“ von Streuobsthochstämmen sind deshalb gesucht! Kooperationspartner ist auf Traunsteiner Seite der Landschaftspflegeverband Traunstein, der den Förderantrag für alle zu bepflanzenden Flächen stellt. Auf Berchtesgadener Seite übernimmt dies die Biosphärenregion, hier wird seit zwei Jahren ebenfalls mit großem Erfolg gepflanzt. Der Eigentümer muss die Bäume selbst pflanzen und kümmert sich um die Pflege, es sei denn, er findet einen Baumpaten, der ihn dabei unterstützt – 10 Baumpaten hat die Ökomodellregion bereits vermittelt. Das Programm wendet sich besonders an Landwirte und Wiesenbesitzer in Ortsrandlage, so wurde z.B. auf dem Mühlberg in Waging oder in St. Coloman in Tengling neu gepflanzt. Wer Obstwiesen neu anlegt, erntet nicht nur gesundes und schmackhaftes Obst  – er handelt nachhaltig und tut etwas für die nächste Generation, er bewahrt unsere Kulturlandschaft und schafft gute Lebensbedingungen für eine Vielzahl stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten, das wurde auf der Führung deutlich.

Rechtzeitig Ortstermin vereinbaren
Da der Förderantrag in Kürze gestellt werden muss, sollen sich alle interessierten Wiesenbesitzer bis Ende Mai, spätestens Anfang Juni beim Landschaftspflegeverband unter 0861 /58-393 oder, falls die Wiese in der Ökomodellregion liegt, unter 08681/ 4005-37 melden, um einen Ortstermin zu vereinbaren.

Ein Bericht von: Hans Eder und Ökomodellregion.

Eingangsbild: Carsten Voigt (LPV), Markus Breier (LRA), Anni Geisreiter, Elvira Kraller (Obst- und Gartenbauverein Petting), Bild von Ökomodellregion/ LPV. 

Der erste Wiesenwettbewerb in der ÖMR ist gestartet

Der Anblick einer buntblühenden Wiese in unserer einmaligen Voralpenlandschaft, in der Bienen und andere Insekten nur so summen und surren, lässt einem regelrecht das Herz aufgehen. Extensives Grünland gehört neben dem tropischen Regenwald zu den artenreichsten Biotopen im weltweiten Vergleich; es ist ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere und hat das Landschaftsbild in unserer Region bis vor wenigen Jahrzehnten wesentlich geprägt. Man kann zu Recht von regelrechten Multitalenten sprechen: Extensiv genutztes Grünland stellte im Rupertiwinkel eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutzungsformen dar. Es dient der Futterproduktion und damit der Erzeugung von Milch und Fleisch. Traditionell bewirtschaftete, ein- bis dreischürige Wiesen zeichnen sich durch Blütenreichtum und enorme Artenvielfalt aus. Daneben trägt dieses extensiv genutzte Grünland zum Schutz von Boden, Gewässer und Klima bei. Wiesenschutz ist Trinkwasserschutz.

Extensiv genutzte Wiesen sind allerdings auch im Rupertiwinkel selten geworden. Der Lebensraum „Blumenwiese“  ist im Schwinden begriffen, nicht nur in der Landwirtschaft, auch bei privaten Grundstücksbesitzern. Mit dem Wiesenwettbewerb wollen die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) und die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel in Zusammenarbeit mit der LAG LEADER Traun-Alz-Salzach die Leistungen der Landwirte, Bäuerinnen und Privatpersonen honorieren, die mit einer besonders naturverträglichen Bewirtschaftung diese artenreichen Wiesen erhalten und in ihrem landwirtschaftlichen Betriebskreislauf nutzen. Das Projekt wird finanziell vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern (ALE) unterstützt, wie das Amt kürzlich mitteilte. Wir hoffen auf eine rege Beteiligung vieler Wiesenbesitzer! Machen Sie mit Ihren Wiesen beim Wettbewerb mit! Die Veranstalter sind gespannt, welche einmaligen Schätze sich entdecken lassen!

Welche Flächen können eingereicht werden?
Teilnehmen können private Nutzer und landwirtschaftliche Betriebe aller Eigentumsformen im Haupt-, Zu-, oder Nebenerwerb mit Grünland in der Gebietskulisse der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel, d.h. in den Kommunen Fridolfing, Kirchanschöring, Laufen, Petting, Saaldorf-Surheim, Taching am See, Teisendorf, Tittmoning, Waging am See und Wonneberg. Ausgeschlossen sind alle Einrichtungen des Naturschutzes, der Landschaftspflege und Ausgleichsflächen. Prämiert werden die Nutzer, nicht die Eigentümer. Die Wiese sollte blüten- und artenreich und mindestens 3000 m² groß sein. Der Aufwuchs soll im landwirtschaftlichen Betrieb genutzt werden.

Was wird bewertet?
Bewertet werden Zustand und Entwicklung der Fläche (Naturschutzwert, Artenreichtum, Buntheit) und die Art und Weise der Bewirtschaftung der Fläche.

Wer bewertet?
Eine Jury mit Spezialisten aus dem Bereich Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus.

Wie sieht der zeitliche Ablauf aus?
Die Wiese kann bis zum 30.05.2017 unter Ortsangabe der eingereichten Fläche (eingezeichnet auf einer Flurkarte ist günstig) angemeldet werden. Die gemeldeten Wiesen werden von der Jury möglichst zeitnah aufgesucht (selbstverständlich nur mit Ihrem Einverständnis) und bewertet.
Die Bewerbung erfolgt schriftlich oder telefonisch bei:
Der Integrierten Ländlichen Entwicklung Waginger See – Rupertiwinkel
Ansprechpartnerin: Alexandra Huber
Tel.: 08685-7793960
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Welche Preise gibt es?
Der erste Preis ist ein Gutschein für einen Aufenthalt in einem BioHotel im Wert von 400 EUR, der zweite Preis ein Essensgutschein für eine Gastronomie in der Region im Wert von 160 EUR und der dritte Preis eine Plättenfahrt auf der Salzach für 4 Personen im Wert von 80 EUR. Außerdem gibt es verschiedene Sach- und Buchpreise. Jede/r Teilnehmer/-in erhält eine Urkunde und ein Foto der Wiese.

Wann erfolgt die Preisverleihung?
Die Preisverleihung wird im Rahmen einer Festveranstaltung stattfinden. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

Wälder mit Schutzfunktion für den Waginger See

Was hat ein Wald in Wonneberg mit dem Schutz des Waginger Sees zu tun? Bei einem Waldbegang in der Ökomodellregion erläuterte Förster Max Poschner  gemeinsam mit Leonhard Strasser (Agrarbündnis) und Hans Praxenthaler (Arbeitsgemeinschaft naturgemäßer Waldbau), wie z.B. der Schutzwaldstreifen am  Panolsgraben in Wonneberg so bewirtschaftet werden kann, dass er seine Schutzfunktion für den Seezubringer als Nährstoffrückhalt und Wasserspeicher  auch in Zukunft erfüllen kann.

Das eher lockere Molassegestein im Untergrund ist die Hauptursache, warum sich Gräben wie der Dobelgraben, Lohbach oder Ramgraben seit Jahrhunderten tief ins Gelände eingraben und die Landschaft im Seeneinzugsgebiet mit geformt haben. Das Gelände an beiden Seiten der Gräben ist so steil geworden, dass der Wald darauf schwer zu bewirtschaften ist. Eine vielfältige und möglichst naturnahe Artenzusammensetzung ist für diese Schutzwaldstreifen besonders wichtig, sonst wird die dünne und lockere Humusschicht als Grundlage des Waldbodens in den Dobelbach geschwemmt und landet bald im See. „Wir brauchen die Nährstoffe aus dem Humus dringend für ein gesundes Wachstum unserer Bäume und nicht im See, wo sie nur die Algen wachsen lassen“, so Förster Max Poschner, der eine Karte zu den Schutzwäldern im Seeneinzugsgebiet vorstellte. Den wichtigsten Beitrag zur Stabilisierung des Waldbodens leisten in diesem Fall Nadelbäume und besonders die Tanne, weil ihre Pfahlwurzel den Boden auch dort festhalten kann, wo dies flachwurzelnde Arten wie die Fichte nicht mehr schaffen. Noch dazu setzen steigende Jahresdurchschnittstemperaturen und ausgeprägte Trockenheitsphasen der Fichte immer stärker zu. An steilen Stellen ist auch ein reiner Buchenwald nachteilig, denn der lockere Blatthumus aus dem Buchenwald gerät leichter ins Rutschen als der Boden in einem möglichst vielfältigen Mischwald mit seinen verschiedenen Wurzeltiefen.


Durch das lockere Molassegestein im Untergrund haben sich die Gräben tief ins Gelände eingraben und die Landschaft im Seeneinzugsgebiet geformt. Das Gelände an beiden Seiten der Gräben ist so steil geworden, dass der Wald darauf schwer zu bewirtschaften ist. Eine vielfältige und möglichst naturnahe Artenzusammensetzung ist für diese Schutzwaldstreifen besonders wichtig, Bild von Stefan Strasser.

Anhand eines markanten Hangstücks, das erst seit wenigen Jahren intensiv bejagt wird, erläuterte Leonhard Strasser die Bedeutung einer Regulierung des Wildbestands: Zwischen hohen alten Kronenbäumen und dem gleichmäßigen Jungwaldbestand aus jüngster Zeit gibt es keine Zwischenstufen im Baumbestand, d.h. eine Naturverjüngung hatte es bis dahin nicht gegeben, der Weiterbestand des Schutzwaldes war in Frage gestellt. Eine ausreichende Bejagung ist im Waldgesetz vorgeschrieben und für einen naturnahen Waldumbau unerlässlich, darauf wies Leonhard Strasser als Mitorganisator und als Bewirtschafter dieses Waldstücks hin.

Wo soll man als Waldbesitzer in den Bestand eingreifen und wo der Natur freien Lauf lassen? Hans Praxenthaler plädierte dafür, von der Natur zu lernen und mit ihr zu arbeiten statt gegen sie. Auch früher unerwünschte Baumarten wie die Birke, eine Kirsche oder andere Laubholzarten tragen zu einem vielfältigen und strukturreichen Bestand bei und erfüllen Funktionen im Ökosystem, die wir nicht alle kennen. Bei der Stärkung und Pflege des Mischwaldes zählt vor allem, was der Waldbesitzer haben will: So kann er sich einzelne Edellaubstämme zum Verkaufen ziehen oder auch einmal der raren Fichte im steilen Buchenbestand bei der Durchsetzung helfen. Unregelmäßiges Auflichten im Waldbestand bringt Licht in den Boden und hilft einer stabilen Naturverjüngung – „Waldwirtschaft ist ein Spiel mit Licht und Schatten“, so Praxenthaler, selbst Waldbauer mit Leib und Seele. Ein strukturreicher Wald mit jungen und alten Bäumen im Mischbestand sorgt nebenbei für eine hohe Artenvielfalt und niedrigeren Schädlingsdruck im Wald.

Wo der Hang schon an einzelnen Stellen ins Rutschen geraten ist, kann es hilfreich sein, einen größeren Laubbaum am Rand zu fällen und liegen zu lassen, um den Abriss zu stabilisieren, schlug Förster Poschner vor.

Dreißig interessierte Teilnehmer waren trotz heftigen Regens der Einladung der Ökomodellregion gefolgt und diskutierten im Anschluss rege. Die Abflusssituation an den Gräben hat sich anders als vor wenigen Jahrzehnten bei starkem Regen dramatisch verschärft. Während das Wasser in den Wonneberger Tobeln früher stärker mäandern konnte, die Wassermengen bei Regen langsamer eintrafen und das Wasser klarer blieb, zeigt sich die fortschreitende Versiegelung  unserer Landschaft in extrem beschleunigten Abflüssen im Gewässer und, dadurch bedingt, erhöhter Erosion. Auch die Fischwelt wird stark beeinträchtigt. Bürgermeister Martin Fenninger aus Wonneberg würde sich an manchen Stellen deshalb einen stärkeren Rückhalt für Bäche und Tobel mit Augenmaß als Schutz vor Erosion wünschen. Das Wasserwirtschaftsamt sehe solche Aktivitäten allerdings kritisch. Einig waren sich die Teilnehmer darüber, wie wichtig es wäre, wieder mehr Wasser in der Landschaft zurückzuhalten, ehe die Abflüsse im Graben landen – doch bisher weisen alle Tendenzen in die gegenteilige Richtung, ob bei der Versiegelung oder auch der zunehmenden Bodenverdichtung.


Um die 30 Teilnehmer waren trotz Regen der Einladung der Ökomodellregion gefolgt und informierten sich über die Schutzfunktion der Wälder, Bild von Stefan Strasser.

Einer Verdichtung von Waldböden kann durch eine sinnvolle Kombination aus  unterschiedlichen Bringmethoden begegnet werden, das verringert die Anzahl der Rückegassen und schont den Waldboden – nicht nur in der Landwirtschaft, auch im Wald  ist der Schutz vor Verdichtung ein wichtiger Faktor. Der Waldbegang zeigte, wieviele Faktoren bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft zu beachten sind  und welches Potential ein naturnah bewirtschafteter Wald für den Schutz des Waginger Sees langfristig bietet.

Die Gemeinden der Ökomodellregion haben sich freiwillig verpflichtet, den naturnahen Waldbau auf kommunalen Waldflächen zu unterstützen, auch um ihrer Vorbildfunktion für private Waldbesitzer gerecht zu werden – und sie haben sich verpflichtet, der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung den Vorrang zu geben, wo dies möglich und sinnvoll ist, um weitere Versiegelung zu bremsen.

Ein Bericht von Hans Eder.

Eingangsbild: Hans Praxenthaler von der Arbeitsgemeinschaft naturgemäßer Waldbau war einer der Referenten bei der Waldbegehung der Ökomodellregion, Bild von Stefan Strasser.

Loading...
Loading...

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.