Nach der kulinarischen Eröffnung mit einem heimischen Buffet im Hofcafé „Mühlradl“ in Mühlham wurden die 21 landwirtschaftlichen Betriebe geehrt, die sich am Wiesenwettbewerb der drei Regionalinitiativen – Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE), Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und Leader-LAG Traun-Alz- Salzach – beteiligt hatten. Drei dieser Wiesenflächen wurden von der Jury als besonders vielfältig eingeschätzt, von Hans Glück aus Grassach, Matthias Winkler aus Ollerding und Andreas Buchwinkler aus Haberland bei Saaldorf-Surheim. Musikalisch wurde die Veranstaltung von den „Drei Loisein“ umrahmt.
Bürgermeister Konrad Schupfner bedankte sich bei den Teilnehmern am Wiesenwettbewerb, die sich „so schön über das Einzugsgebiet unserer beteiligten Kommunen“ verteilen, und machte ihnen ein Kompliment für die von ihnen gepflegten Wiesen. Die Vielfalt solcher extensiv genutzter Flächen mit Dutzenden von Pflanzenarten sei beeindruckend; allerdings gehe deren Anzahl „bei der heute weit verbreiteten intensiven Nutzung mit bis zu sechs Schnitten und entsprechend hoher Düngung“ deutlich zurück. Ähnliches gelt oft auch für die Grünflächen in den Gärten. Dabei sei diese Artenvielfalt so wichtig gerade auch für Bienen, Schmetterlinge und weitere Insekten. Für den Erhalt der Artenvielfalt, wegen des damit verbundenen Boden- und Gewässerschutzes, wegen der Vorteile für das Klima und auch wegen des schönen Anblicks seien solche blütenreichen Wiesen „wertvoll und geschätzt“.
All die ausgezeichneten Wiesen dekorieren als großformatige Bilder die Wandflächen im Hofcafe „Mühlradl“, in dem der Abschluss des Wiesenwettbewerbs gefeiert wurde, Bild von Hans Eder.
Marlene Berger-Stöckl von der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel, die zusammen mit ihren Kolleginnen Elke Ott von der Leader-AG und Alexandra Huber von der ILE diesen Wettbewerb begleitet hat, zeigte sich überrascht, dass sich so viele Landwirte zur Teilnahme angemeldet hatten: „Recht viel mehr hätten wir nicht mehr geschafft“, meinte sie dazu, und äußerte sich anerkennend über die Schönheit und Vielfalt aller 21 zur Teilnahme gemeldeten Wiesen. Denn, wie Alexandra Huber als Initiatorin des Wettbewerbs schilderte, sei der Aufwand bei den Begehungen und Bewertungen auf diesen Flächen gewaltig gewesen: „Das waren interessante, lehrreiche Tage.“ Sie dankte den Vertretern von Bund-Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft, die sich an der Jurierung beteiligt hatten, für ihren hohen zeitlichen Einsatz über drei Tage bei der Kartierung – „und das bei jedem Wetter“ – und anschließenden Bewertung.
Die Vertreter der Betriebe, die sich am Wiesenwettbewerb der drei Regionalinitiativen beteiligt haben, Bild von Hans Eder.
Die Teilnehmer am Wiesenwettbewerb:
Landkreis Traunstein: Familie Felber, Redl, Familie Gitzinger, Watzing, Familie Mühlbacher, Scharam, Familie Schule, Dürnberg, Familie Kleinwötzl, Lampoding (alle Gemeinde Kirchanschöring); Familie Gramsamer, Moosweg, Familie Praxenthaler, Thannsberg (beide Gemeinde Fridolfing); Familie Winkler, Ollerding, Familie Kellner, Rotkampeln, Familie Glück, Grassach (alle Stadt Tittmoning); Familie Waritschlager, Krautenberg, Familie Mühlbacher, Halmberg, Familie Perschl, Otting (Gemeinde Waging am See); Familie Schneckenpointner, Eging, Familie Obermeyer, Tengling (Gemeinde Taching am See); Familie Mühlbacher, Plattenberg (Gemeinde Wonneberg); Familie Empl, Deinting (Stadt Trostberg).
Landkreis Berchtesgadener Land: Familie Hafner, Reit, Familie Buchwinkler, Haberland (beide Gemeinde Saaldorf-Surheim); Familie Spitz, Au (Stadt Laufen); außerhalb der Wertung: Garten der Familie Niedermaier, Fridolfing.
Mit dem Wettbewerb sollten Anstrengungen honoriert werden, Wiesen mit einer besonders naturverträglichen Bewirtschaftung zu erhalten und zu schützen, wie auch bei den Grußworten bei der Feierstunde unisono betont wurde: vom stellvertretenden Landrat Josef Konhäuser, vom Leiter der Naturschutzakademie Laufen Dieter Pasch und von den Bürgermeistern Hans-Jörg Birner aus Kirchanschöring und Herbert Häusl aus Waging. Positiv herausgehoben wurde dabei auch, dass am Wiesenwettbewerb sowohl biologisch wie auch konventionell wirtschaftende Landwirte teilgenommen haben. „Wir brauchen alle Bauern, die sich Gedanken machen um die Umwelt“, unterstrich Marlene Berger-Stöckl; von daher sei diese Wiesenprämierung auch ein Brückenschlag gewesen.
Wolfram Adelmann von der Akademie für Naturschutz Laufen unternahm es, aus fachlicher Sicht das Thema „Artenreiches Grünland“ zu behandeln. Die häufigste Wiese in Deutschland, so der Referent, sei intensiv genutztes Grünland mit vier bis sechs Schnitten pro Jahr; bei lediglich vier Prozent liege der Anteil von ertragsarmen Wiesen. Der Grund dafür liege auf der Hand: der Kostendruck durch die billigen Lebensmittel, der zu einer stetigen Steigerung des Ertrags führe. Allerdings liege die Einzelentscheidung auch weiterhin bei jedem Bauern: Auch in der konventionellen Landwirtschaft gebe es Blumenwiesen.
Bei diesen blühenden Flächen gehe es keineswegs nur um Blumen, vielmehr bieten diese auch Lebensräume für Tiere, nicht zuletzt für die Bienen, und auch Erlebnisräume für den Menschen. Aber auch für den Schutz des Trinkwassers – Stichwort Nitrateinträge – seien weniger intensiv genutzte Wiesen wichtig. Klar sei, dass die Bauern, die ihre Wiesen extensiver nutzen, auf Einnahmen verzichten: Keiner zahle für den geringeren Ertrag. Allerdings gebe es durchaus Möglichkeiten der Förderung: Hier sei das Landwirtschaftsamt der richtige Ansprechpartner.
Wolfram Adelmann erläuterte in seinem kurzweiligen Vortrag die Vorteile extensiv genutzter blütenreicher Wiesen. Foto: Eder
Im Weiteren stellte Adelmann die verschiedenen Wiesentypen mit den jeweils typischen Pflanzen vor. Artenreiche Wiesen böten Tieren und Pflanzen ein „gewaltiges Potenzial an Nahrung“. Landwirte, die sich für größeren Artenreichtum einsetzen, verdienten höchsten Respekt und größtes Lob, sagte der Referent in Hinblick auf die Bauern, die sich an dem Wiesenwettbewerb beteiligt hatten. Eine solche Preisverleihung sollte es öfter geben, meinte er: Die zu loben, die etwas richtig machen, sei besser, als andere zu kritisieren. Das allerdings habe im Naturschutz nicht die große Tradition, wie er sarkastisch anmerkte.
Bürgermeister Hans-Jörg Birner, Dieter Pasch (Vorstandsmitglied im Deutschen Verband für Landschaftspflege) und Bürgermeister Häusl zeichneten die Teilnehmer des Wiesenwettbewerbs aus, 2.v.r.: Hans Glück, der mit seiner langjährig extensiv genutzten Streuobstwiese auf Platz 1 kam, Bild von Hans Eder.
Jeder der teilnehmenden Betriebe erhielt von Hans-Jörg Birner und Herbert Häusl als Dankeschön eine Urkunde mit der erfassten Artenliste seiner Wiese und ein Buchgeschenk. Unter den drei prämierten Wiesen befindet sich eine extensive artenreiche Feuchtwiese, wie sie im Chiemgau und Rupertiwinkel früher an vielen Stellen typisch war (Betrieb Buchwinkler), eine Wiese, die von trocken bis nass wechselt und einen botanisch sehr vielfältigen Steilhang aufweist, der von Hand bewirtschaftet wird (Betrieb Winkler), sowie eine Streuobstwiese, die seit über 30 Jahren nicht gedüngt wurde, besonders artenreich ist und viel Handarbeit in der Pflege erfordert (Betrieb Glück). Bewertet wurde neben dem Artenreichtum auch die gleichmäßige Ausprägung des Blütenreichtums (Homogenität der Wiesen) sowie landwirtschaftliche Kriterien wie die Art der Bewirtschaftung. Außerhalb der Wertung gab es einen Preis auch für einen Garten: den der Familie Niedermaier in Rautenham bei Fridolfing – als Vorbild für eine ökologische Gartengestaltung.
Alle teilnehmenden Wiesen sind in der begleitenden Fotoausstellung abgebildet, für die Fotograf Richard Scheuerecker kunstvolle Aufnahmen beisteuerte. Die Ausstellung kann noch bis Ende Januar 2018 im Verwaltungsgebäude der ANL zu den Öffnungszeiten besichtigt werden (montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 16:30 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr). Die Bewirtung der gut 60 Gäste bei der Feier an den schön geschmückten Tischen im Hofcafé übernahmen Yvonne Liebl aus Waging, die für die Salate zuständig war, Markus Stöckl aus Kirchanschöring, der für die warmen Speisen zuständig war, sowie Roswitha und Alois Leitner vom Hofcafé, die die Nachspeise besorgten – alles in heimischer Bioqualität.
Yvonne Liebl aus Waging, Markus Stöckl vom Partyservice Schiedei kocht und Roswitha Leitner vom Hofcafe Mühlradl übernahmen das Catering mit heimischen Bioprodukten, Bild von Hans Eder.
Abschlussfoto mit Gästen – Franz Keil (3.v.l.) und die Königin der Bioheumilchregion (Mitte, mit Heukrone), stellvertretender Landrat Josef Konhäuser (2. v.r.) und Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber (rechts), Bild von Hans Eder.
Ein Bericht von Hans Eder (Südostbayerische Rundschau vom 29.09.2017).