Auch Tittmoning bleibt

Rund 30 000 Euro für die nächsten drei Jahre gewährt –
Glück würde sich Bio-Schiene der Waginger Molkerei wünschen

Ein Artikel aus der SOR vom 08.02.2013, Autor Jag/ i.A. Enzensberger; Foto: Archiv/ Kenlly Zehentner
Tittmoning. Wie soll es weitergehen mit der eigenen Mitgliedschaft in der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel? Als letztes kommunales Gremium hat sich auch der Stadtrat Tittmoning mit dieser Frage auseinandergesetzt. Nicht ohne eine Grundsatzdebatte darüber, wieviel die Mitgliedschaft der Stadt eigentlich bringt. Schließlich soll Tittmoning die kommenden drei Jahre rund 30 000 Euro beisteuern. Bei sechs Gegenstimmen entschied sich das Gremium schließlich dafür, dieses Geld weiter in die Hand zu nehmen – gleichzeitig aber die Hoffnung auszudrücken, dass der kommunale Kostenaufwand ab 2022 sinkt.

Biobauer und Stadtrat Johann Glück, hier auf seinem Traktor, bewertet die Ökomodellregion positiv – und stieß in der Sitzung auf Gegenwind. Foto: Archiv/ Kenlly Zehentner

Bürgermeister Konrad Schupfner hatte vor der Entscheidung noch einmal vorgetragen, was zuletzt an Projekten von der Ökomodellregion angeschoben wurde. Diese war, wie mehrfach berichtet, einst vom damaligen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ins Leben gerufen worden, um den Biolandbau zu stärken. Und das sei auch gelungen, führte Schupfner aus. So sei der Anteil der Ökobetriebe von 6,9 Prozent auf 11,6 Prozent gestiegen. „In Tittmoning sind wir inzwischen sogar bereits bei 17 Prozent“, so Schupfner. Ziel sind 20 Prozent.

Dazu hat die Ökomodellregion verschiedene Projekte angestoßen, die von der Zertifizierung von Biofleisch bis hin zur Wiederbelebung des Laufener Landweizens reichen.

„All diese Einzelprojekte werden über `Leader` finanziert“, erklärte Schupfner, also nicht aus dem Topf, in den Tittmoning weiter einzahlen soll. Denn mit diesen Geldern soll vor allem der laufende Betrieb der Ökomodellregion bezahlt werden – beispielsweise die beiden Angestellten im Büro in Waging. Da diese künftig weniger Stunden arbeiten sollen, sinkt zwar der Personalaufwand – der Kostenanteil der Kommunen steigt aber trotzdem. Im Falle Tittmonings von rund 9100 Euro für das Jahr 2019 auf rund 11 200 Euro im Jahr 2021. Der Grund: Die Förderung des Freistaats wird in den nächsten Jahren zurückgefahren. Genau dieser Umstand – der Freistaat verringert sein Engagement, die Kommunen sollen aber tiefer in die Tasche greifen – ärgerte einige Stadträte. So rechnete Andreas Bratzdrum (CSU) vor: „Der kommunale Anteil erhöht sich um 23 Prozent. In anderen Bereichen würden wir eine solche Erhöhung auch nicht einfach so akzeptieren“, zeigte sich der zweite Bürgermeister überzeugt. Man müsse also fragen dürfen, wie viel Tittmoning von der Ökomodellregion profitiert. Aus Sicht von Ute Sesselmann (MitBürger) nicht viel: „Ich frage mich, ob die Ökomodellregion das macht, was sich Tittmoning bei der Gründung von ihr erhofft hat. Denn viele der Projekte finden ja gar nicht bei uns, sondern rund um Waging statt – etwa in Sachen Gewässerschutz.“ Sie schlug deshalb vor, sich das Geld zu sparen und lieber Sachen vor Ort umsetzen.

Anteil von Bio-Produkten in Geschenkkörben soll steigen

Tatsächlich solle Tittmoning gern eigene Projekte machen – „aber zusätzlich“,  befand Johann Glück, der die Ökomodellregion positiv bewertete. „Wir sollten zum Beispiel darauf hinarbeiten, dass die Versorgung im Haus des Kindes möglichst biologisch und nachhaltig ist“, so der Biobauer und Rat der Ökologischen Bürgerliste. „Auch der Anteil von Bioprodukten in Geschenkkörben der Stadt sollte steigen. Und wir sollten auch darüber nachdenken, bei der Verpachtung kommunaler Flächen den Pächtern bestimmte Bedingungen zu setzen – zum Beispiel, dass sie auf Gift verzichten müssen, und mulchen.“ Hier hörte Bratzdrum einen gewissen Zungenschlag heraus, der generell gegen konventionelle Landwirtschaft gerichtet war. „Wir brauchen hier aber kein Schwarz-weiß-Denken“. Diese indirekte Unterstellung wies Glück wiederum lautstark zurück. „Ich habe nur gesagt, man muss hier mit den Leuten reden.“

Uneinigkeit herrschte auch in der Frage, wie hoch der Einfluss der Ökomodellregion auf Bauern ist, die umstellen. „Wegen der Ökomodellregion stellt sicher niemand auf Bio um“, vermutete Maria Kellner (FW). Denn das größte Hindernis, vor dem beispielsweise umstellungswillige Milchbauern stehen würden, könnte auch die Ökomodellregion nicht aus dem Weg räumen – fehlende Abnehmer. Da gab ihr auch Glück recht: „Hätte beispielsweise die Molkerei Weixler in Waging eine Bioschiene, dann wären wir sicher schon bei 20 Prozent Biobetriebe“, glaubte er. „Aber das ist nun mal eine unternehmerische Entscheidung.“

Dass die Ökomodellregion kein Grund ist, um umzustellen, bestätigte auch Martin Gramsamer (CSU), der im Vorfeld der Sitzung bei vier Biobauern angerufen hat. „Was hat die Ökomodellregion für euch gemacht?“ habe er gefragt, und von dreien sie die Antwort „gar nix“ gewesen. Doch hier jetzt über Einzelfälle zu sprechen, bringe nichts, wenn man keinen Vertreter der Ökomodellregion vor Ort hat, befand Bürgermeister Konrad Schupfner. Der Stadtrat stehe jetzt einfach nur vor der Frage, ob Tittmoning die weitere Finanzierung so mitträgt, oder nicht. „Ein Ausscheren und Abändern der Beschlussvorlage geht nicht, schließlich sind die Anteile der Orte aufeinander abgestimmt.“ Zumindest einen Zusatz schlug Schupfner aber vor: So solle bei einer weiteren Projektperiode ab 2022 darauf geachtet werden, dass der kommunale Anteil, wie der des Freistaats, ebenfalls sinkt. Das langfristige Ziel müsse eine eigenständige Kostendeckung sein. Mit den Gegenstimmen von Ludwig Binder und Ute Sesselmann (beide MitBürger) und den CSU-Räten Annemarie Dandl, Norbert Huber, Martin Gramsamer und Alois Wichtlhuber wurde die weitere Beteiligung Tittmonings abgesegnet.

 

 

Ja zur Ökomodellregion

Der Gemeinderat Kirchanschöring bleibt für weitere drei Jahre in Bio-Verbund

Ein Bericht von Anneliese Caruso erschienen in der Südostbayerischen Rundschau vom 7.02.2019, Foto: Daniel Delang, Ökomodellregion

Kirchanschöring. In der jüngsten Gemeinderatssitzung verständigte sich das Ratsgremium darauf, dass Kirchanschöring drei weitere Jahre Teil der Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel bleibt. Die Verlängerung gilt für die Jahre 2019 bis Anfang 2022. Solange ist auch die Finanzierung durch den Freistaat Bayern gesichert. Der Freistaat hat in dieser Modellregion die Personal- und Arbeitsplatzkosten bislang bis zu 75 Prozent getragen. Die Förderung ab dem kommenden Mai verläuft hingegen degressiv und sinkt jährlich von 60 Prozent im ersten auf 40 Prozent im zweiten und 20 Prozent im dritten Jahr. Für 2019 muss Kirchanschöring rund 5.411 Euro, im Jahr darauf 6.077 Euro und dann 6.582 Euro dafür aufwenden. Die überschaubare Steigerung liegt daran, dass sowohl die Arbeitszeit der Projektmanagerin als auch die der Teilzeitbeschäftigten bis Ende des Förderzeitraums etwas sinkt. „Über eine über das Jahr 2022 hinausgehende Projektlaufzeit wird zu gegebener Zeit entschieden“, sagte Bürgermeister Hans-Jörg Birner.

Beschluss mit einer Gegenstimme gefasst
Dieser Beschluss wurde mehrheitlich und mit der Gegenstimme von Andreas Albanbauer gefasst. Die überwiegende Mehrheit zeigte sich also überzeugt von den Vorteilen, die sich durch den Verbleib in der staatlich anerkannten Öko-Modellregion ergeben.

Viel sei seit dem Startschuss 2014 bewegt worden, sagte Bürgermeister Birner, der zugleich Vorsitzender der Öko-Modellregion ist. Er betonte, dass es Gründungsziel aller Öko-Modellregionen ist, den Anteil der Bio-Betriebe deutlich zu erhöhen. „Das bleibt auch weiterhin unser Ziel.“ Seit Projektbeginn sei die Zahl der Ökobetriebe in der Region von rund sieben auf etwa zwölf Prozent gestiegen, was vor allem Marlene Berger- Stöckl zu verdanken sei. „Mit ihr steht eine überaus engagierte Projektmanagerin an der Spitze, die ihren Job mit großer Kompetenz und Leidenschaft betreibt.“ Letztlich gehe es um den Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe, auch der Nebenerwerbsbetriebe. Einer der möglichen Wege, dies zu erreichen, sei die Umstellung auf Bio, weil Bio über faire Preise für besonders umweltgerecht erzeugte Produkte für viele Höfe eine Zukunftschance sei. „Allerdings bremst uns dabei der seit 2016 stark begrenzte Biomilch-Markt aus, sonst wären wir schon viel weiter.“

Stets sei man auf der Suche nach geeigneten Absatzmöglichkeiten, die es zu stärken oder neu zu schaffen gelte. Ohne positive und überzeugende Öffentlichkeitsarbeit, die zur Sicherung der Wertschöpfung in der Landwirtschaft beiträgt, gelinge dies kaum.

Überdies müsse man viele Partner wie etwa Organisationen aus landwirtschaftlichen und Umweltbereichen miteinbeziehen und Brücken zu konventionell arbeitenden Landwirten bauen, um ein gutes Miteinander zu erreichen. “Neben der Steigerung der Biobetriebe haben wir deshalb von Anfang an auch das Ziel verfolgt, die Landnutzung insgesamt ökologischer zu gestalten.“ Die Trägergemeinden hätten sich dabei mit Eigenverpflichtungen glaubhaft an die Spitze gestellt. „Als Beleg für die erfolgreiche Arbeit der Öko-Modellregion werten wir auch die Tatsache, dass sich seit 2016 nachträglich drei weitere Gemeinden aus dem Berchtesgadener Land angeschlossen haben“, sagte Birner und listete eine Vielzahl von Projekten samt den einzelnen Stufen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette auf, die sich auf die weiten Themenfelder, Öko-Ackerbau mit Biogetreide und Ölsaaten, Biofleisch und Biomilch sowie Ernährungsbildung, Streuobst und Artenschutz, ökologische Belange in den Gemeinden, touristische Chancen für die Region, Vernetzung von Lebensräumen, ökologisches Pflegemanagement, Arbeitskreis Eiweiß, mit dem der Import von Soja durch heimisches Eiweißfutter ersetzt werden solle, standortgemäße Grünlandbewirtschaftung und die Kooperation mit dem AELF Traunstein (zum Gewässerschutz) und mit den Schulen beziehen.

Beispielsweise ist es in der Sparte des ökologischen Ackerbaus gelungen, etwa 14 Landwirte zu bewegen, Biobraugerste anzubauen. Zur Abnahme habe man die Schlossbrauerei Stein schon im Jahr 2015 gewinnen können, die auch einen fairen Preis bezahle. Da das Getreide bis zur Verarbeitung ja auch irgendwo korrekt lagern muss, damit es seine Qualität behält, kümmerte man sich um ein Gemeinschaftslager, das man in der Mussenmühle gefunden hat, die auch entsprechend ausgestattet werden musste. Dort wird neben Biobraugerste auch weiteres Biogetreide für alle an der Kooperation beteiligten Biolandwirte gelagert, gereinigt, getrocknet, gebündelt und in großen Partien schnell geliefert. „Unseres Wissens sind wir die erste Region, die ein derartiges Gemeinschaftslager einrichten konnte, was nur durch die gute Zusammenarbeit der Brauerei mit der Mühlenbesitzerfamilie möglich war.“ Es sei vorgesehen, auch andere Biogetreidesorten und Bioölsaaten dort reinigen zu lassen. „Die Nachfrage ist da.“ Daher wolle die Öko-Modellregion weitere Lagerkapazitäten schaffen.

Ähnlich gut entwickeln sich auch die Segmente regionales Biofleisch und regionaler Biokäse

„Wie sich unschwer erkennen lässt, bleibt auch ein konventionell arbeitender Landwirt nicht auf der Strecke.“ Die Öko-Modellregion betreibe intensive Öffentlichkeitsarbeit, die sowohl die Bürgerbeteiligung als auch die verschiedenen Arbeitsgruppen und Partner wie LVÖ, BBV und AELF Traunstein, LPV, BN, Tourismusverbände, Partnerinitiativen und die Mitgliedsgemeinden selbst umfasse. Zwischen 180 und 200 Artikel über sämtliche Aktionen seien im Laufe der letzten vier Jahre in den Medien veröffentlicht worden. Diese intensive Form sei nur möglich, weil man bei den Projekten thematisch breit gefächert sei.

2019 wäre die Förderung des Projektmanagements ausgelaufen, aber die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, hat sie nochmals um drei Jahre mit einer jährlich sinkenden Förderung verlängert, verbunden mit dem Wunsch, dass die Öko-Modellregionen anschließend über die beteiligten Gemeinden verstetigt werden sollen. Das heißt, dass dann 2022 wieder alle Mitgliedsgemeinden darüber abstimmen müssen, ob und wie es mit dem Verbund weitergehen soll.

Ratsmitglied spricht sich für Ausstieg aus
Wie die Abstimmungen in den betroffenen Gemeinden in den letzten Tagen gezeigt haben, wird der Verbleib in den zehn Mitgliedsgemeinden kontrovers diskutiert. In Kirchanschöring sprach sich Ratsmitglied Andreas Albanbauer für einen Ausstieg aus. „Mit fünf anerkannten Öko-Modellregionen hat Bayern einst angefangen, mittlerweile sind es zwölf, wovon der Markt allerdings nichts spürt.“ Er habe damals zugestimmt, weil er sich davon mehr versprochen habe. Die Ansätze der Okö-Modellregion Rupertiwinkel richteten sich zu sehr auf den Öko-Ackerbau; die Gegend hier sei aber viel zu klein strukturiert. Durch die Öffentlichkeitsarbeit entstehe der Eindruck, nur „Bio“ sei gut, was konventionelle Landwirte in ein schlechtes Licht rücke.

Bürgermeister Birner betonte hingegen: „Es war ein guter Auftrag vom Ministerium, 20 Prozent Biobetriebe zu fordern.“ Er wehrte sich aber vehement gegen die Behauptung, man spiele Bio gegen Konventionell aus. „Alle haben ihren Platz in der Öko-Modellregion.“

Gemeinderat Dr. Michael Hüller vertrat hingegen die Ansicht, dass man die Arbeitsstunden von Berger-Stöckl, die bisher nur sehr gute Arbeit gemacht habe, eher aufstocken sollte. Denn der Klimawandel werde extreme Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben, die bislang zu hundert Prozent am Subventionstopf hänge. „In der Form, wie wir diese heute betreiben, wird es sie in fünfzig Jahren nicht mehr geben“. Daher solle man den Verbund eher ausbauen als zurückfahren.

2. Bürgermeister Franz Portenkirchner machte deutlich, dass die Modellregion nur als Anstoß zu werten sei, dass man etwas anders machen sollte. Nach einer gewissen Zeit müsste der Verbund ein Selbstläufer sein, der auch ohne Managerin auskomme.

Schließlich fasste der Gemeinderat den Mehrheitsbeschluss, im Verbund zu bleiben.

Erfolgsmodell wird fortgesetzt

Marktgemeinde Waging gehört weitere drei Jahre zur Ökomodellregion

Ein Artikel von Monika Konnert, erschienen am 31.01.2019 in der Südostbayerischen Rundschau
Foto: Monika Konnert.

Waging am See: Waging wird weitere drei Jahre der Ökomodellregion (ÖMR) Waginger See-Rupertiwinkel angehören. Der Gemeinderat hat sich in seiner letzten Sitzung mit einer Gegenstimme dafür ausgesprochen und das Finanzierungskonzept abgesegnet.  Demnach beträgt der Finanzierungsanteil der Marktgemeinde 10.198 Euro in diesem Jahr, 11.586 Euro in 2020 und 12.639 Euro in 2021. Über eine Fortsetzung des Projektes über diesen Zeitraum hinaus soll zu gegebener Zeit entschieden werden.

Als das Projekt „Ökomodellregionen“ (ÖMR) 2014, gefördert durch das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, startete, war eine staatliche Subventionierung als Starthilfe bis 2019 vorgesehen. Ab dann sollte das Projektmanagement aus Mitteln der Gemeindeverbünde selbst finanziert werden, wenn eine Fortführung der Arbeit gewünscht wird. Der Kernauftrag der geförderten zwölf Ökomodellregionen in  Bayern war, den Anteil der Bio-Betriebe deutlich zu erhöhen. Diesen Auftrag hat die ÖMR Waginger See-Ruperti-winkel vorbildlich erfüllt. Die Zahl der Ökobetriebe in der Region ist zum Beispiel von rund sieben auf knapp 12 Prozent gestiegen.  Aufgrund der überaus erfolgreichen und wertvollen Arbeit, durch die viele wichtige Prozesse angestoßen wurden, hat das Staatsministerium eine letztmalige Verlängerung der Förderung um drei Jahre angeboten, um den Gemeinden den Übergang zur Eigenfinanzierung zu erleichtern. Dabei wird der Fördersatz jährlich degressiv abgesenkt, von 60 Prozent im ersten auf 20 Prozent im dritten Jahr. Um in den Genuss dieser Förderung zu kommen, muss die Finanzierung in den beteiligten 10 Mitgliedsgemeinden für die kommenden drei Jahre gesichert sein. Gemeinderat Andreas Barmbichler plädierte für den Verbleib in den nächsten drei Jahren, aber auch darüber hinaus und verwies auf den gewaltigen Zuwachs in der Vermarktung von Bio-Landwirtschaftsprodukten. Wichtig sei auch die durch den ÖMR-Verbund erreichte Vernetzung der Bio-Produzenten in der Region. Letztendlich sei die ökologische Bewirtschaftung auch ein Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität der Seen. Auch Rat Georg Huber sah die Verlängerung positiv und betonte die Vielschichtigkeit des Projektes. Er lobte das große Engagement des Management-Personals, dem es vorbildlich gelinge, viele unterschiedliche Akteure zusammenzubringen und zu vernetzen. Gegen einen Verbleib sprach sich Gemeinderat Josef Egger aus, der die Notwendigkeit einer solchen Initiative bezweifelte. Auch konventionelle Landwirte würden schonend und nachhaltig mit der Natur umgehen.

Mit seinem Entschluss, für die nächsten drei Jahre dabei zu bleiben, schließt sich Waging dem überwiegenden Teil der zehn Ökomodellgemeinden in der Region an, die ebenfalls für den Verbleib in der verlängerten Förderperiode gestimmt haben.  - kon

Petting bleibt in der Ökomodellregion

Gemeindebeitrag steigt etwas an

Ein Artikel von Hannes Höfer, (gekürzt) erschienen in der Südostbayerischen Rundschau vom 21.01.2019; Bild: Daniel Delang, Ökomodellregion


Petting. Zweimal schon ist die Förderung der Ökomodellregion (ÖMR) Waginger See - Rupertiwinkel vom Freistaat verlängert worden. Im April 2022 ist damit Schluss. Bereits in den letzten drei Jahren sinkt der Fördersatz auf 60 Prozent im ersten, 40 Prozent im zweiten und 20 Prozent im dritten Jahr.

Pettings Gemeinderat entschied in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, bis dahin dabei zu bleiben. Ob und wie es dann weitergeht, soll "zu gegebener Zeit" entschieden werden. Den Gemeinderäten lag ein achtseitiges Konvolut zur Sach- und Rechtslage vor. Darin aufgelistet auch die Erfolge und die Vielzahl an angestoßenen Projekten.

Erklärtes Ziel der Ökomodellregionen in Bayern ist, den Anteil der Ökobetriebe zu erhöhen. Das ist hier um den Waginger See gelungen. Die Zahl solcher Betriebe wuchs von 6,9 auf 11,6 Prozent; deren bewirtschaftete Fläche macht zwölf Prozent aus. Gleichwohl betonte Bürgermeister Karl Lanzinger, dass es hier um ein fruchtbares Nebeneinander biologisch und konventionell wirtschaftender Betriebe gehe.

Der Rathauschef und die Gemeinderäte lobten das Engagement von Projektleiterin Marlene Berger-Stöckl, deren Wochenstundenzahl schrittweise ebenso zurückgefahren wird, wie jene ihrer Kollegin Jessica Romstötter. Der Kostenanteil Pettings steigt von 4343 Euro im Jahr 2018 auf 5071 im Jahr 2021. Umgerechnet auf die Gemeindebürger verändert sich der Betrag von 1,88 Euro auf 2,20 Euro je Kopf.

Produzenten, Vertriebswege und Kunden müssten sich parallel entwickeln, mahnte Lanzinger ein gesundes Wachstum an. "Sehr traurig", befand es Anton Strasser, dass eine "heimische Molkerei" hierbei nicht mitziehe. Zur Erinnerung: Die Gemeinde Teisendorf und die Stadt Laufen haben bereits entschieden, nach diesen drei Jahren auszusteigen und sich verstärkt der Biosphärenregion Berchtesgadener Land zuzuwenden. Von den drei BGL-Gemeinden ließ allein Saaldorf-Surheim ein weiteres Engagement in der ÖMR offen.

 

Taching bestätigt den Verbleib in der Öko-Modellregion

Verlängerung gilt bis Anfang 2022 – Beschluss des Gemeinderates bei zwei Gegenstimmen

Ein Bericht von Anneliese Caruso, erschienen in der Südostbayerischen Rundschau vom 04.02.2019

Taching am See. Trotz der kritischen Stimmen einiger Gemeinderäte verständigte sich das Ratsgremium in seiner jüngsten Sitzung darauf, dass die Gemeinde Taching am See drei weitere Jahre Teil der Öko-Modellregion Waginger See - Rupertiwinkel bleibt. Die Verlängerung gilt für die Jahre 2019 bis Anfang des Jahres 2022. Solange ist auch die Finanzierung durch den Freistaat Bayern gesichert. Der Freistaat hat in dieser Modellregion die Personal- und Arbeitsplatzkosten bislang bis zu 75 Prozent getragen.

Die Förderung ab dem kommenden Mai verläuft hingegen degressiv und sinkt jährlich von 60 Prozent im ersten, auf 40 Prozent im zweiten und 20 Prozent im dritten Jahr. Für 2019 muss die Seengemeinde rund 3.700 Euro, im Jahr darauf 4.100 Euro und dann 4.400 Euro dafür aufwenden. Die überschaubare Steigerung liegt daran, dass sowohl die Arbeitszeit der Projektmanagerin als auch die der Teilzeitbeschäftigten bis Ende des Förderzeitraums etwas sinkt. „Über eine über das Jahr 2022 hinausgehende Projektlaufzeit wird zu gegebener Zeit entschieden“, sagte Bürgermeisterin Ursula Haas. Dieser Beschluss wurde mehrheitlich und mit den Gegenstimmen von Markus Poschner und Johann Steiner gefasst. Die überwiegende Mehrheit zeigte sich  überzeugt von den Vorteilen, die sich durch den Verbleib in der staatlich anerkannten Öko-Modellregion ergeben.

Dargestellt wurde das bisher Erreichte von Bürgermeisterin Haas. Sie betonte, dass die Öko-Modellregionen vom Landwirtschaftsministerium gewollt sind. Deren Kernauftrag laute, die Zahl der Bio-Betriebe deutlich zu erhöhen. „Als Öko-Modellregion ist es daher nur allzu verständlich, dass sie dieses Ziel mit verschiedenen Projekten auch erreichen möchte.“ Zu keinem Zeitpunkt habe dieser Verbund Schwarz-Weiß-Malerei betrieben oder konventionelle Landwirte negativ beurteilt. „Im Gegenteil, zu jeder Zeit sind Konventionelle in die Projektarbeit miteinbezogen, informiert und auch zu den Veranstaltungen eingeladen worden.“ Die Öko-Modellregion habe stets die klare Haltung eingenommen: „Keiner muss – jeder kann“. Letztlich gehe es um den Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe, auch von Nebenerwerbsbetrieben. Einer der möglichen Wege, dies zu erreichen, sei die Umstellung auf Bio, weil Bio über faire Preise für besonders umweltgerecht erzeugte Produkte für viele Betriebe eine Zukunftschance sei. Haas erläuterte auch, wie es überhaupt zu dieser Ökomodellregion gekommen ist, bestätigte, dass der Verbund sehr gut laufe und schon viele Projekte bei der Erzeugung und Vermarktung regionaler Bioprodukte in Angriff genommen habe, die auch gut vorankommen. An Beispielen nannte Haas unter anderem im Bereich von Biofleisch die Biozertifizierung des Schlachthofs in Laufen, der für die Biofleisch-Vermarktung zunehmend Bedeutung gewinne. Erfolgreich begonnen worden sei auch der Aufbau der Dachmarke „Waginger See-Kas“. Künftig werde der Absatz von Biokäse noch mehr gestärkt. Mit dem Anbau von Biobraugerste sei es zu einer erfolgreichen Kooperation
mit der Brauerei Stein gekommen, die nicht nur faire Preise bezahle und händeringend weitere Biogerste- Anbauer suche, sondern auch mit der Waginger See-Hoibe das erste heimische Biobier auf den Markt gebracht habe. Zwischenzeitlich gebe es auch Kontakte zu anderen Brauereien, die Biobiere aus dem Laufener Landweizen brauen möchten.

Laut Haas werden auch die Bürger und Gemeinden in der  Öko-Modellregion auf vielfältige Weise mit einbezogen. So gibt es beispielsweise rund um die Ernährungsbildung ein Netzwerk aus Bio-Wirten, deren Betriebe entsprechend zertifiziert sind. „Es gibt Kochkurse mit saisonalen Bioprodukten, eine Biogenusskiste vom Waginger See, ein Bioflascherlbrot aus Laufener Landweizen, eine Genussmanufaktur, die Biofertiggerichte aus regionalem Urgetreide und regionale Öle verarbeitet, und vieles mehr.“ Zu den weiteren Themenfeldern zählen touristische Maßnahmen, die die Besonderheiten der Region vermarkten, das ökologische Pflegekonzept für kommunale Grünflächen, den Arbeitskreis Eiweißfutter, mit dem der Import von Soja durch heimisches Eiweißfutter ersetzt werden solle, und die verschiedenen Veranstaltungen mit dem AELF Traunstein, die letztlich dem Schutz der Gewässer dienen. „Wie sich unschwer erkennen lässt, bleibt auch ein konventionell arbeitender Landwirt nicht auf der Strecke.“ Die Öko-Modellregion betreibe intensive Öffentlichkeitsarbeit, die sowohl die Bürgerbeteiligung als auch die verschiedenen Arbeitsgruppen und Partner wie LVÖ, BBV und AELF Traunstein, LPV, BN, Tourismusverbände, Partnerinitiativen und die Mitgliedsgemeinden selbst umfasse. „Diese intensive Form ist nur möglich, weil wir bei unseren Projekten thematisch breit gefächert sind.“

Seit Projektbeginn 2013 sei die Zahl der Ökobetriebe in der Region von rund sieben auf etwa zwölf Prozent gestiegen. Es handle sich bei der Öko-Modellregion um ein wirklich gutes Angebot, das Taching erneut annehmen solle. Zudem stehe mit Marlene Berger- Stöckl eine überaus engagierte Projektmanagerin an deren Spitze, die ihren Job mit großer Kompetenz und Leidenschaft betreibe. 2019 wäre die Förderung des Projektmanagements ausgelaufen, aber die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, hat es nochmals um drei Jahre verlängert, verbunden mit dem Wunsch, dass die Öko-Modellregionen anschließend über die beteiligten Gemeinden verstetigt werden sollen. Das heißt, dass dann 2022 wieder alle Mitgliedsgemeinden darüber abstimmen müssen, ob und wie es mit dem Verbund weitergehen soll.

Markus Poschner befürchtet, dass es mit dieser erneuten Verlängerung der Öko-Modellregion zu einer dauerhaft geförderten Einrichtung kommen wird. Die Argumentation, dass sie auch der Förderung des    Fremdenverkehrs diene, sei für Taching nicht sehr relevant, weil die Übernachtungszahlen seit Jahren rückläufig seien. Ratsmitglied Johann Steiner meinte, dass man in den nächsten drei Jahren unnötigerweise rund 12.000 Euro in einen Bereich stecke, der auch ohne Öko-Modellregion laufe. Die spiele keine Rolle bei der Entscheidung, ob ein Landwirt auf Bio umstellt. Das regle einzig und allein der Markt. „Wenn aber jetzt einer umstellt, findet er keine Molkerei, die seine Biomilch abnimmt.“ Außerdem benötige man für den Bio-Ackerbaubetrieb rund hundert Hektar, damit er als Vollerwerbsbetrieb wirtschaftlich geführt werden könne.

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