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Taching bestätigt den Verbleib in der Öko-Modellregion

Verlängerung gilt bis Anfang 2022 – Beschluss des Gemeinderates bei zwei Gegenstimmen

Ein Bericht von Anneliese Caruso, erschienen in der Südostbayerischen Rundschau vom 04.02.2019

Taching am See. Trotz der kritischen Stimmen einiger Gemeinderäte verständigte sich das Ratsgremium in seiner jüngsten Sitzung darauf, dass die Gemeinde Taching am See drei weitere Jahre Teil der Öko-Modellregion Waginger See - Rupertiwinkel bleibt. Die Verlängerung gilt für die Jahre 2019 bis Anfang des Jahres 2022. Solange ist auch die Finanzierung durch den Freistaat Bayern gesichert. Der Freistaat hat in dieser Modellregion die Personal- und Arbeitsplatzkosten bislang bis zu 75 Prozent getragen.

Die Förderung ab dem kommenden Mai verläuft hingegen degressiv und sinkt jährlich von 60 Prozent im ersten, auf 40 Prozent im zweiten und 20 Prozent im dritten Jahr. Für 2019 muss die Seengemeinde rund 3.700 Euro, im Jahr darauf 4.100 Euro und dann 4.400 Euro dafür aufwenden. Die überschaubare Steigerung liegt daran, dass sowohl die Arbeitszeit der Projektmanagerin als auch die der Teilzeitbeschäftigten bis Ende des Förderzeitraums etwas sinkt. „Über eine über das Jahr 2022 hinausgehende Projektlaufzeit wird zu gegebener Zeit entschieden“, sagte Bürgermeisterin Ursula Haas. Dieser Beschluss wurde mehrheitlich und mit den Gegenstimmen von Markus Poschner und Johann Steiner gefasst. Die überwiegende Mehrheit zeigte sich  überzeugt von den Vorteilen, die sich durch den Verbleib in der staatlich anerkannten Öko-Modellregion ergeben.

Dargestellt wurde das bisher Erreichte von Bürgermeisterin Haas. Sie betonte, dass die Öko-Modellregionen vom Landwirtschaftsministerium gewollt sind. Deren Kernauftrag laute, die Zahl der Bio-Betriebe deutlich zu erhöhen. „Als Öko-Modellregion ist es daher nur allzu verständlich, dass sie dieses Ziel mit verschiedenen Projekten auch erreichen möchte.“ Zu keinem Zeitpunkt habe dieser Verbund Schwarz-Weiß-Malerei betrieben oder konventionelle Landwirte negativ beurteilt. „Im Gegenteil, zu jeder Zeit sind Konventionelle in die Projektarbeit miteinbezogen, informiert und auch zu den Veranstaltungen eingeladen worden.“ Die Öko-Modellregion habe stets die klare Haltung eingenommen: „Keiner muss – jeder kann“. Letztlich gehe es um den Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe, auch von Nebenerwerbsbetrieben. Einer der möglichen Wege, dies zu erreichen, sei die Umstellung auf Bio, weil Bio über faire Preise für besonders umweltgerecht erzeugte Produkte für viele Betriebe eine Zukunftschance sei. Haas erläuterte auch, wie es überhaupt zu dieser Ökomodellregion gekommen ist, bestätigte, dass der Verbund sehr gut laufe und schon viele Projekte bei der Erzeugung und Vermarktung regionaler Bioprodukte in Angriff genommen habe, die auch gut vorankommen. An Beispielen nannte Haas unter anderem im Bereich von Biofleisch die Biozertifizierung des Schlachthofs in Laufen, der für die Biofleisch-Vermarktung zunehmend Bedeutung gewinne. Erfolgreich begonnen worden sei auch der Aufbau der Dachmarke „Waginger See-Kas“. Künftig werde der Absatz von Biokäse noch mehr gestärkt. Mit dem Anbau von Biobraugerste sei es zu einer erfolgreichen Kooperation
mit der Brauerei Stein gekommen, die nicht nur faire Preise bezahle und händeringend weitere Biogerste- Anbauer suche, sondern auch mit der Waginger See-Hoibe das erste heimische Biobier auf den Markt gebracht habe. Zwischenzeitlich gebe es auch Kontakte zu anderen Brauereien, die Biobiere aus dem Laufener Landweizen brauen möchten.

Laut Haas werden auch die Bürger und Gemeinden in der  Öko-Modellregion auf vielfältige Weise mit einbezogen. So gibt es beispielsweise rund um die Ernährungsbildung ein Netzwerk aus Bio-Wirten, deren Betriebe entsprechend zertifiziert sind. „Es gibt Kochkurse mit saisonalen Bioprodukten, eine Biogenusskiste vom Waginger See, ein Bioflascherlbrot aus Laufener Landweizen, eine Genussmanufaktur, die Biofertiggerichte aus regionalem Urgetreide und regionale Öle verarbeitet, und vieles mehr.“ Zu den weiteren Themenfeldern zählen touristische Maßnahmen, die die Besonderheiten der Region vermarkten, das ökologische Pflegekonzept für kommunale Grünflächen, den Arbeitskreis Eiweißfutter, mit dem der Import von Soja durch heimisches Eiweißfutter ersetzt werden solle, und die verschiedenen Veranstaltungen mit dem AELF Traunstein, die letztlich dem Schutz der Gewässer dienen. „Wie sich unschwer erkennen lässt, bleibt auch ein konventionell arbeitender Landwirt nicht auf der Strecke.“ Die Öko-Modellregion betreibe intensive Öffentlichkeitsarbeit, die sowohl die Bürgerbeteiligung als auch die verschiedenen Arbeitsgruppen und Partner wie LVÖ, BBV und AELF Traunstein, LPV, BN, Tourismusverbände, Partnerinitiativen und die Mitgliedsgemeinden selbst umfasse. „Diese intensive Form ist nur möglich, weil wir bei unseren Projekten thematisch breit gefächert sind.“

Seit Projektbeginn 2013 sei die Zahl der Ökobetriebe in der Region von rund sieben auf etwa zwölf Prozent gestiegen. Es handle sich bei der Öko-Modellregion um ein wirklich gutes Angebot, das Taching erneut annehmen solle. Zudem stehe mit Marlene Berger- Stöckl eine überaus engagierte Projektmanagerin an deren Spitze, die ihren Job mit großer Kompetenz und Leidenschaft betreibe. 2019 wäre die Förderung des Projektmanagements ausgelaufen, aber die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, hat es nochmals um drei Jahre verlängert, verbunden mit dem Wunsch, dass die Öko-Modellregionen anschließend über die beteiligten Gemeinden verstetigt werden sollen. Das heißt, dass dann 2022 wieder alle Mitgliedsgemeinden darüber abstimmen müssen, ob und wie es mit dem Verbund weitergehen soll.

Markus Poschner befürchtet, dass es mit dieser erneuten Verlängerung der Öko-Modellregion zu einer dauerhaft geförderten Einrichtung kommen wird. Die Argumentation, dass sie auch der Förderung des    Fremdenverkehrs diene, sei für Taching nicht sehr relevant, weil die Übernachtungszahlen seit Jahren rückläufig seien. Ratsmitglied Johann Steiner meinte, dass man in den nächsten drei Jahren unnötigerweise rund 12.000 Euro in einen Bereich stecke, der auch ohne Öko-Modellregion laufe. Die spiele keine Rolle bei der Entscheidung, ob ein Landwirt auf Bio umstellt. Das regle einzig und allein der Markt. „Wenn aber jetzt einer umstellt, findet er keine Molkerei, die seine Biomilch abnimmt.“ Außerdem benötige man für den Bio-Ackerbaubetrieb rund hundert Hektar, damit er als Vollerwerbsbetrieb wirtschaftlich geführt werden könne.

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