Zum ersten Mal hatte die Projektleitung der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel zum verbandsübergreifenden „Umsteller-Stammtisch“ in den Riedlerwirt z´Petting eingeladen. Rund 30 Teilnehmer, die Interesse an der Umstellung ihres landwirtschaftlichen Betriebes von konventioneller auf eine biologische Bewirtschaftungsweise zeigen, sich aktuell in der Umstellungsphase befinden oder vor kurzem umgestellt haben, trafen sich zum offenen Informations- und Erfahrungsaustausch.
Biokreis-Berater Josef Forstner stand den Landwirten Rede und Antwort. Forstner selbst bewirtschaftet einen Bio-Heumilchbetrieb in Bad Endorf. Er propagierte den Weidegang, denn „das günstigste Futter kommt von der Weide“. Landwirten, welche selbst nicht ausreichend Weideflächen zur Verfügung haben, empfahl Forstner, die Weide wenigstens für einen Teil der Tiere wie die trockenstehenden Kühe oder das Jungvieh zu nutzen oder – wenn möglich – auf Pensionsweiden auszuweichen.
Zwar beschönigte der Biokreis-Berater nicht die für umstellungswillige Milchviehbetriebe aktuell unvorteilhaften Voraussetzungen, die mit den langen Wartelisten der Molkereien einhergehen. Aber Josef Forstner „hofft auf Besserung“ und machte allen Beteiligten Mut, weiterhin das Ziel der Umstellung zu verfolgen. Unter anderem damit, die Anforderungen an einen biologisch geführten Betrieb sukzessive und bereits im Vorfeld des Umstellungszeitraums zu erfüllen. Konkret riet Forstner dazu, zuerst Bio-Futter zu produzieren. „Für Betriebe, die erst die Futterflächen umstellen, verkürzt sich der Zeitraum für die Milch“, sprach Forstner den Vorteil der ein halbes Jahr kürzeren Umstellungszeit für Betriebe an, die vorab am Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm „Grünlandextensivierung“ teilgenommen haben. Nichtsdestotrotz sei es laut Forstner „für Betriebe, die noch nicht so nah an bio dran sind“, vorteilhaft, die volle Umstellungsphase zur Verfügung zu haben, um den Anforderungen wie Weide, Auslauf und eventuellen Umbaumaßnahmen gerecht werden zu können.
Diese Erfahrung teilte der Landwirt Johann Englschallinger aus Tittmoning. Er selbst führt nach anderthalbjähriger Umstellungsphase seit kurzem einen Milchviehbetrieb nach Naturland-Richtlinien. Obwohl er bereits einige Jahre vor dem Umstellungszeitraum bei der Umgestaltung des Laufstalls und mit dem Beginn der Weidehaltung den Gedanken des Bio-Betriebes verfolgt habe, hatte er in der Umstellungsphase zusätzlich zu den alltäglichen Tätigkeiten arbeitsintensive Umbauten durchzuführen.
In seinem Vortrag sprach Johann Englschallinger offen die aus seinen Erfahrungen gemachten Risiken und Vorteile in der Umstellungsphase an. Als größte Hürde sah er das Vorhandensein von ausreichend Futterfläche und die damit verbundene Abschätzung der Vieheinheiten an. Englschallinger empfahl, nicht zu viel Jungvieh aufzustellen. Er habe seinen Viehbestand insgesamt reduziert, um ausreichend Futter aus den vorhandenen Flächen gewinnen zu können. Damit habe er die Vorgaben, welche die neue Düngeverordnung mit der allgemeinen Stickstoffreduzierung zukünftig auch konventionellen Landwirten vorschreibt, bereits erfüllt.
Bei der Bewirtschaftung der Felder setzt Johann Englschallinger auf mehr Kleegras statt Maisanbau. Allgemein sei die Umstellung auf Ökoackerbau ein Lernprozess, bei dem, „wenn Fehler passieren, kein Korrigieren durch Chemie möglich ist“. Er riet dazu, mehr Milchleistung aus dem Grundfutter als aus dem für Biolandwirte teuren Kraftfutter zu gewinnen. In seinem Betrieb hätten sich die Futterrationen mit mehr Grassilage statt zusätzlichem Treber und Mais vereinfacht. Als weitere positive Auswirkungen seit der Umstellung nannte Englschallinger eine stabilere Silage, fittere Kühe mit höherer Lebensleistung, bessere Kälbergesundheit, eine Halbierung der Tierarztkosten und insgesamt eine Verringerung der Arbeitsintensität einhergehend mit der geringeren Milchleistung der Kühe.
Als Spezialist auf dem Gebiet Ökoackerbau wohnte Franz Obermeyer aus Tengling dem ersten „Umsteller-Stammtisch“ bei. Für den Demeter-Landwirt stellt der äußerst sorgfältige Umgang mit dem Boden die Basis eines erfolgreichen Ökoackerbaus dar. Konkret riet Obermeyer den interessierten Teilnehmern, zum Humusaufbau auf Maisanbau zu verzichten, keine Bodenverdichtungen herbeizuführen und eine sinnvolle Fruchtfolge einzuhalten. Insgesamt müsse sich jeder Landwirt die Bodenbeschaffenheit seiner Flächen ansehen, um zu analysieren „was zum Betrieb passt“. Allgemein sei als Einstieg in den Ökoackerbau der Anbau „leichter Verkaufsfrüchte“ wie Hafer, Triticale oder ein Hafer-Gerste-Erbsen-Gemisch zu bevorzugen.
Franz Obermeyer hob die aktuell vorteilhafte Situation für Selbstvermarkter hervor, welche sich aus einem höheren Preis für Futtergetreide aufgrund der höheren Anzahl an Umstellungsbetrieben ergebe. „Wichtig ist es, auf gutes Bio-Saatgut zu achten“, warb Obermeyer für die Unterstützung kleiner Bio-Saatgutzüchter aus der Region. Wer selbst Feldfrüchte vermarkten möchte, „sollte mit Kartoffeln und Obst klein beginnen“, so der Rat des erfahrenen Demeter-Landwirts. Weiterhin bemerkte Obermeyer, bei der Selbstvermarktung den Beziehungsaufbau zum Kunden nicht zu unterschätzen, „da sich die Leute über die regional erzeugten Produkte freuen und man selbst viel Zuspruch zurückkriegt“.
Als Fazit des ersten „Umsteller-Stammtischs“ fasste die Projektleiterin der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel Marlene Berger-Stöckl die positive Stimmung der Teilnehmer zu einer Fortsetzung des Informationsaustausches in zwei regelmäßigen Treffen pro Jahr – im Frühjahr und Herbst – zusammen. Von dieser Art von Netzwerkbildung könnten neue Umstellungsbetriebe von Erfahrungen anderer profitieren, um gewisse Fehler bereits im Vorfeld auszuschließen.
Ein Bericht von Dorothee Englschallinger.
Eingangsbild: Nach wie vor groß ist die Nachfrage, den landwirtschaftlichen Betrieb von konventioneller auf biologische Bewirtschaftungsweise umzustellen, Bild von Dorothee Englschallinger.