Start am Bienenhaus – Anschauungsunterricht über das fachgerechte Zuschneiden
Ein Artikel von Alois Albrecht, erschienen in der Südostbayerischen Rundschau und dem Traunsteiner Tagblatt vom 27.04.2019
Waging. (al) Es gibt offenbar nicht mehr viele, die herkömmlichen Obstgärten, wie sie früher auf fast jedem Bauernhof anzutreffen waren. Die Projektleiterin der Ökomodellregion Rupertiwinkel –Waginger See, Marlene Berger-Stöckl, Markus Breier, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, und Carsten Voigt vom Landschaftspflegeverband Traunstein versuchen, diesem Trend entgegen zu wirken. Um diese Bemühungen sichtbar zu machen, lud Marlene Berger-Stöckl Interessierte zu einer Radltour um den Waginger See ein, bei der mehrere Obstgärten besucht wurden.
Der Vorstand des Bienenzuchtvereins, Hans Wagenstetter, erklärt den Lebenslauf der Bienen. Foto: Albrecht
Füttern, Waben bauen und Flugloch bewachen
Die erste Station dieser beim Bahnhof Waging beginnenden Tour war das Bienenschauhaus im Kurpark. Hans Wagenstetter, der Vorstand des Bienenzuchtvereins Waging, erwartete die Radler dort, um ihnen den Lebenszyklus und die Arbeitsweisen der Bienen und ihre Wichtigkeit zur Erhaltung einer gesunden und nachhaltigen Natur zu erklären. Beklagt wurde sowohl von Wagenstetter als auch den Ökomodell-Radlern der Umstand, es gebe nicht mehr genügend Blumenwiesen und andere Blütenpflanzen als Nahrung für die Bienen. In manchen Fällen gebe es schon mehr Nahrung für Bienen durch Parks und Blumenbeete in Städten als auf dem Land, sagte Wagenstetter. Laien sei oft nicht bewusst, meinte der Imker, dass sogenannte Arbeitsbienen eigentlich nur etwa die Hälfte ihres Lebens von etwa 35 bis 45 Tagen gar nicht mit Blütenbesuchen, Pollensammeln und dergleichen verbringen, sondern mit dem Füttern von Larven, der Erzeugung von Wachs, dem Wabenbau und als Fluglochwächter.
Aufblühende Bäume auf der Obststreuwiese bei Au nahe Taching. Foto: Albrecht
Zur nächsten Station mussten die Radler einen etwas weiteren Weg zurücklegen: Ziel war eine Streuobstwiese in der Nähe von Au bei Taching, wo Carsten Voigt vom Landschaftspflegeverband Traunstein einige Tipps zu den Förderkriterien für Streuobstpflanzungen gab.
Das nächste Ziel war ein Obstanger am Ortsrand von Tettenhausen. Markus Breier, gab in diesem großen Areal mit einer Mischung aus jungen und alten Bäumen Anschauungsunterricht über das fachgerechte Zuschneiden junger Obstbäume. Das sei sehr wichtig, sagte Breier, um dem Baum einen ausgewogenen Wuchs hinsichtlich Höhe und Ausladung der Äste zu geben. Die Bäuerin belohnte die Radler für den lehrreichen Besuch mit einer guten Brotzeit.
Ehrenamtliche Betreuung von Obstangern durch Baumpaten
Einem weiteren Obstanger in Lampoding wurde mangels Zeit nur ein kurzer Besuch abgestattet. Dafür verweilten die Radler länger an ihrer letzten Station, einer der Kommune Waging gehörenden großen Obstwiese, die an ein Wasserrückhaltebecken bei Ebing grenzt. Auf dieser Wiese hat die Kommune etwa 50 Obstbäume, zumeist Äpfel, aber auch Birnen, einige Pflaumen, einen Kirschbaum und sogar einen Nussbaum gepflanzt.
Betreut werden die jungen Obstbäume gemeinsam von einer Gruppe von Frauen, die dies ehrenamtlich als „Baumpaten“ tun. Eine dieser Frauen, Annette Bobenstetter, führte die Radler zu einer ausgiebigen Besichtigung über die Wiese, ehe es zurück nach Waging ging.
Kreisfachberater Markus Breier beim fachgerechten Zuschneiden der jungen Bäume. Foto: Albrecht
Trotz der frischen Temperatur und einem frischen Wind empfanden die Radler die insgesamt etwa 23 km lange Tour nicht nur als sportlichen Ausflug durch die schöne Frühlingslandschaft um den Waginger See, sondern konnten viele wissenswerte und lehrreiche Details zum Obstbau mit heimnehmen.