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Die Gemeinde Wonneberg bleibt in der Ökomodellregion

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Trotz der kritischen Stimme von Gemeinderat Josef Helminger verständigte sich das Ratsgremium in seiner jüngsten Sitzung darauf, dass die Gemeinde Wonneberg drei weitere Jahre Teil der Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel bleibt. Die Verlängerung gilt für die Jahre 2019 bis Anfang des Jahres 2022. Solange ist auch die Finanzierung durch den Freistaat Bayern gesichert. Der Freistaat hat in dieser Modellregion die Personal- und Arbeitsplatzkosten bislang bis zu 75 Prozent getragen. Die Förderung ab dem kommenden Mai verläuft hingegen degressiv und sinkt jährlich von 60 Prozent im ersten, auf 20 Prozent im dritten Jahr. Da Wonneberg die kleinste Gemeinde im Verbund ist, ist ihr Kostenanteil auch am niedrigsten. Für 2019 muss sie 3.000 Euro, im Jahr darauf 3.387 Euro und dann 3624 Euro dafür aufwenden. Die überschaubare Steigerung liegt daran, dass die Arbeitszeit der Projektmanagerin bis Ende des Förderzeitraums etwas sinkt.

Dieser Beschluss wurde mehrheitlich und mit den Gegenstimmen von Josef Helminger und Tina Poller gefasst. Die überwiegende Mehrheit zeigte sich überzeugt von den Vorteilen, die sich durch den Verbleib in der staatlich anerkannten Öko-Modellregion ergeben.

Dargestellt wurde das bisher Erreichte von Projektmanagerin Marlene Berger-Stöckl. Sie betonte, dass der Kernauftrag der vom Landwirtschaftsministerium aktuell zwölf geförderten Ökomodellregionen laute, den Anteil der Bio-Betriebe deutlich zu erhöhen. Es gehe um den Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe. Einer der möglichen Wege, dies zu erreichen, sei die Umstellung auf Bio, weil Bio über faire Preise für besonders umweltgerecht erzeugte Produkte für viele Betriebe eine Zukunftschance sei.

Bürgermeister Martin Fenninger, der zunächst erläuterte, wie es überhaupt zu dieser Ökomodellregion gekommen ist, bestätigte, dass der Verbund sehr gut laufe und schon viele Projekte in Angriff genommen habe, die auch gut vorankommen. Seit Projektbeginn 2013 sei die Zahl der Ökobetriebe in der Region von rund sieben auf etwa zwölf Prozent gestiegen. Es handle sich bei der Öko-Modellregion um ein wirklich gutes Angebot, das Wonneberg erneut annehmen solle. Zudem stehe mit Marlene Berger Stöckl eine überaus engagierte Projektmanagerin an deren Spitze, die ihren Job mit großer Kompetenz und Leidenschaft betreibe.

2019 wäre die Förderung des Projektmanagements ausgelaufen, aber die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, hat es nochmals um drei Jahre verlängert, verbunden mit dem Wunsch, die Ökomodellregionen sollten anschließend über die beteiligten Gemeinden verstetigt werden. Das heißt, dass dann 2022 wieder alle Mitgliedsgemeinden darüber abstimmen müssen, ob und wie es mit dem Verbund weitergehen soll.

Dennoch meinte Ratsmitglied Josef Helminger, dass man in den nächsten drei Jahren unnötigerweise rund 10.000 Euro in einen Bereich verschiebe, der auch ohne Öko-Modellregion laufe. Die Öko-Modellregion spiele keine Rolle bei der Entscheidung, ob ein Landwirt auf Bio umstellt. Dies regle einzig und allein der Markt. Helminger, der auch Bauernobmann im Ort sowie Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Alpenmilch eG Chiemgau und Rupertiwinkel ist, meinte, man hätte vor der heutigen Abstimmung mit den örtlichen Vertretern der Bauernschaft reden müssen. Überdies sprach Helminger Imageprobleme an, mit denen konventionell arbeitende Landwirte aufgrund der Idealisierung von Bio zu kämpfen hätten, die sich damit in die zweite Reihe gestellt fühlten.

Marlene Berger Stöckl machte jedoch deutlich, dass alle miteinander schauen müssten, wie man unerwünschte Nebenwirkungen, die die bisherige Agrarpolitik mit sich gebracht hat, gemeinsam beseitigen kann. Dabei gehe es auch um den Gewässerschutz. Auch konventionell arbeitende Betriebe könnten sehr gewässerschonend wirtschaften, aber je mehr Phosphor im Betriebskreislauf sei, desto anspruchsvoller werde die Aufgabe, Austräge zu vermeiden. „Biobetriebe tun sich da leichter, weil durch die Einsparung leicht löslicher Dünger und weiterer Faktoren die Austragsgefahr sehr gering ist“.

Sie sehe beispielsweise in der Biomilch größere Chancen, weil ein besserer Preis zu erzielen sei, und trotz größerem Biomilchaufkommen in den letzten Jahren seien die Perspektiven für neue Umsteller inzwischen wieder positiv zu bewerten.

Nach wie vor steige die Nachfrage nach Bioprodukten. „Und was wir nicht selbst produzieren, müssen wir einführen.“ So zeigte Berger Stöckl anhand eines kurzen Streifzugs durch die laufenden Modell-Projekte auf, wie weit man bei den einzelnen zu beackernden Themenfeldern, Öko-Landbau (Biofleisch, Biomilch, Biokäse und Öko-Ackerbau), bei Ernährungsbildung, beim Pflanzen von Streuobstbäumen und bei der Biozertifizierung von Streuobst sowie beim Artenschutz gekommen ist. Gerade auch der Streuobstanbau sei etwas, was auch für Konventionelle interessant sei, deren Betrieb kein Bio-Zertifikat hat.

Gut kämen auch im touristischen Bereich die Genuss-Radltouren an, die man zusammen mit der Tourist-Info noch stärker ausbauen wolle. Mit ausgelöst worden von der Ökomodellregion sei der Wettbewerb „Genussort“, bei dem unter anderem die Orte Fridolfing (Schwerpunkt regionale Spezialitäten) und Waging (Biospezialitäten aus der Öko- Modellregion) ausgezeichnet worden sind, was ihnen ein hervorragendes Renommee eingebracht habe, das nun aktiv vermarktet werde. An Projekten für alle Landwirte habe man mit dem AELF Traunstein die Tagung „Milchwirtschaft im Einklang mit der Natur“, Exkursionen zum Thema „Kleine Laufstalllösungen“ oder „naturnaher Waldbau“ angeboten. Eine wichtige Gruppierung in der Region sei die Arbeitsgruppe Eiweiß, die regelmäßig Feldbegehungen und Infoabende anbiete und von einem Fridolfinger Landwirt auf fachlich hohem Niveau geleitet werde. Zusammengefasst dürfe man wohl sagen, dass (jedes eingesparte Kilo Phosphor auch zur Verbesserung der Gewässer beitrage – das würde ich hier streichen) die Region und ihre Landwirtschaft durch die Öko-Modellregion ihr Image aufgewertet habe und bei vielen Bürgern mehr Verständnis und Interesse für die Landwirtschaft wecke.  

So sah dies auch die Mehrzahl der Gemeinderäte in Wonneberg, die sich bei zwei Gegenstimmen letztlich für den Verbleib im Verbund ausgesprochen hat. 2. Bürgermeister Peter Wolff fand passende Worte. „Hut ab, was Marlene Berger-Stöckl erreicht hat.“ Man begleite die Sache zwar kritisch, dennoch wäre es schade, dieses Markenprodukt aufzugeben.

Ein Bericht von Anneliese Caruso (Südostbayerische Rundschau vom 14.01.2019).

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