Die LEADER-Vorstandschaft wurde bei den Neuwahlen bestätigt

Die Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung der LAG Traun-Alz-Salzach in der TuS-Gaststätte in Traunreut brachten keine großen Veränderungen. Die Vorstandsmitglieder wurden bis auf eine Person in ihren Ämtern bestätigt. Zur Mitte der Förderperiode stehen auf dem Aktionsplan der erst vor drei Jahren gegründeten LAG zwölf Projekte. Als neuestes wurde aktuell eine Kneipp- und Erholungsanlage in Kirchweidach eingereicht.

Vorsitzender Konrad Schupfner, Bürgermeister von Tittmoning, zeigte sich sehr zufrieden mit der aktuellen Situation der noch sehr jungen LAG: „Wir haben einen passablen Zustand und nach den paar Jahren schon sehr viele Projekte auf den Weg gebracht.“ Alle in der LAG zusammengeschlossenen Gemeinden hätten bereits von den Leader-Fördermitteln profitiert. Wenn das neueste Projekt in Kirchweidach genehmigt wird, könnte die LAG einen Nachschlag an Fördermitteln in Höhe von 300000 Euro bekommen. 500000 Euro für Einzelprojekte stehen bereits für den Zeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung, mit Kirchweidach wären mehr als 60 Prozent davon aufgebraucht. Die LAG Traun-Alz-Salzach hat 92 Mitglieder, davon 15 Gemeinden, zwei touristische Organisationen und 75 Privatpersonen.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung waren Neuwahlen fällig. Vorsitzender bleibt weitere drei Jahre Konrad Schupfner, sein Stellvertreter ist Hans-Jörg Birner, Bürgermeister von Kirchanschöring. Neu hinzugewählt wurde Hans Krumbachner, Bürgermeister von Kirchweidach. Schatzmeister ist Hans Danner aus Traunwalchen als Vertreter der Stadt Traunreut. Als Beisitzer wiedergewählt wurden Monika Fuchs aus Fridolfing, Theresia Aicher aus Kirchweidach und Alfred Schupfner aus Tittmoning. Kassenprüfer sind Walter Drössler und Josef Schillinger.

Der Steuerkreis der LAG, der über eingereichte Projekte entscheidet, besteht aus 23 Mitgliedern, davon zehn Personen aus dem öffentlichen Bereich und 13 Vertreter der Wirtschafts- und Sozialpartner. In den Steuerkreis bestellt wurden unter anderem als Vertreter des öffentlichen Bereiches Konrad Schupfner, Hans-Jörg Birner, Hans Danner und Johann Krumbachner. Vertreter der Wirtschafts-und Sozialpartner sind unter anderem Monika Fuchs, Theresia Aicher und Alfred Schupfner.

Laut Kassenbericht von Hans Danner verbuchte die LAG 2016 Einnahmen in Höhe von 50301 Euro. Die größten Posten sind die Mitgliederbeiträge mit 35310 und die Zuschüsse mit 14814 Euro. Dem stehen Ausgaben in Höhe von 51188 Euro gegenüber, wobei Lohnkosten mit 40563 zu Buche schlagen.

In einem Grußwort stellte Bürgermeister Klaus Ritter klar, warum die Stadt Traunreut der LAG beigetreten ist: „Das Image von Traunreut kann nur besser werden, wenn wir hier mitmachen. Nur eine starke Gruppe kann stark nach außen auftreten. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Region bekannt zu machen.“

LAG-Projekte:

Stellvertretend für alle laufenden Projekte wurden zwei von LAG-Managerin Elke Ott vorgestellt. Bei den Einzelprojekten wurde der Dorfstadel Brünning erwähnt. Projektträger ist die Gemeinde Palling, die Gesamtkosten des Dorfstadels belaufen sich auf 505500 Euro, davon werden 190754 Euro durch Leader gefördert. Seit der Schließung des Gasthauses Kumberger in Brünning gibt es für die Bevölkerung keinen Dorftreffpunkt mehr. Der Schützenverein kann seine Schießabende nicht mehr durchführen und der Geflügelzuchtverein hat keine Vereins-und Ausstellungsräume mehr.

Es gibt im Ort derzeit keine Kommunikationsstätte für ein aktives Dorfleben. Dieses Problem soll mit dem Brünninger Dorfgemeinschaftshaus nachhaltig gelöst werden. Ziel ist es, einen Treffpunkt zu schaffen, damit der soziale Zusammenhalt des Dorfes und das langjährige aktive Vereinsleben nicht zum Erliegen kommen, bzw. neu belebt werden. Dazu soll das Gebäude eine Ausstellungshalle für den Geflügelzuchtverein, einen Schulungsraum und einen mobilen Schießstand für den Schützenverein umfassen. Die Schießanlage kann mit geringem Aufwand abgebaut werden, so dass der entsprechende Raum bei Bedarf anderweitig genutzt werden kann. Das Haus soll darüber hinaus auch für alle Veranstaltungen, Versammlungen und Feiern der Dorfgemeinschaft, für die Ferien-Kinderbetreuung, sowie auch für Bildungsveranstaltungen und Kurse zur Verfügung stehen, beispielsweise von der Ortsbäuerin oder der Volkshochschule genutzt werden. Das rege Interesse der Bevölkerung zeigt sich an der großen Beteiligung von Planungsbeginn an und der Bereitschaft zu Eigenleistungen und Sachspenden.

Ein Kooperationsprojekt ist das Radwegenetz Inn-Salzach. Projektträger ist der Zweckverband Erholungs-und Tourismusregion Inn-Salzach in Altötting. Dieses Projekt ist eine Kooperation mit der LAG Mühldorfer Netz, daran sind 31 Kommunen im Landkreis Mühldorf und 24 im Landkreis Altötting beteiligt. Das Projekt beinhaltet die praktische Umsetzung des Radwegenetzes Inn-Salzach.

Projektbestandteile sind die Anschaffung der Beschilderung (Wegweiser, Pfosten, Signets, Infotafeln) sowie die grafische Aufbereitung von Routen-Signets und einzelner Inhalte für die Infotafeln. Ziel ist, ein durchgängiges Radwegenetz mit Hilfe einer einheitlichen und lückenlosen Beschilderung in der gesamten Radregion Inn-Salzach zu erlangen. Dies erfolgt durch die Layout Erstellung der Routensignets und Infotafeln sowie der einheitlichen Beschilderung nach FGSV-Richtlinien. Zudem kann unter diesen Voraussetzungen eine Zertifizierung als ADFC-Radreiseregion angestrebt werden.

Die Gesamtkosten für die 55 am Projekt beteiligten Gemeinden belaufen sich auf 458293 Euro und der Anteil der Leader Förderung für die fünf Gemeinden der LAG Traun-Alz-Salzach beträgt 24363 Euro. „Dieses Projekt zeigt den Gemeinschaftsgedanken von Leader bei dem großen Verbund teilnehmender Gemeinden und den Landkreisen Altötting und Mühldorf“, erklärte Elke Ott.

In einem  Projekt „Bürgerengagement“ stehen 20000 Euro Fördergelder zur Verfügung, die beispielsweise Vereine für kleinere Einzelvorhaben beantragen könnten. Je Maßnahme könnten bis zu 2500 Euro ausgezahlt werden.

Ein Bericht von Pia Mix.

Eingangsbild: Der Vorstand der LAG Traun Alz Salzach (von links) Hans-Jörg Birner, Hans Krubmachner, Elke Ott, Konrad Schupfner, Theresia Aicher, Alfred Schupfner, Monika Fuchs und Hans Danner, Bild von Pia Mix.

Nachhaltigkeit in den Gemeindeverwaltungen

In den Konzepten der Regionalinitiativen in der Region Waginger See - Rupertiwinkel, dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK), der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) LEADER Traun-Alz-Salzach und auch in den kommunalen Beschlüssen zur Ökomodellregion findet sich das Thema Nachhaltigkeit als zentrales Element. Doch die Festlegung des Nachhaltigkeitsaspekts im kommunalen Handeln ist das Eine. Das Andere und bei weitem Komplexere ist das Umsetzen dieser Beschlüsse.

Diese Aufgabe sollte strategisch und mit fachlicher Begleitung angegangen werden. Daher wurde von der Integrierten Ländlichen Entwicklung für alle Verwaltungen dieses Verbundes eine kleine Schulungsreihe mit Hilfe von C.A.R.M.E.N. e.V. erstellt.

Am ersten Tag im Juni wurde das Thema der nachhaltigen Beschaffung mit den Schwerpunkten „rechtliche Grundlagen und Vergaberecht für eine nachhaltige Beschaffung“ und Arbeiten mit der Plattform „Kompass Nachhaltigkeit für die Öffentliche Beschaffung" bearbeitet.


In Kleingruppen (von links: Peter Schuster, Geschäftsleiter der Gemeinde Kirchanschöring; Ursula Mesch vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern; Angelika Höß vom Auftragsberatungszentrum Bayern und Bernhard Kraus, Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Waging) wurden Fallbeispiele bearbeitet und der Kompass Nachhaltigkeit in der Praxis angewendet; Bild von ILE.

Besonders interessant war es dabei, die bereits derzeit bestehenden, rechtlichen Möglichkeiten kennenzulernen und mit dem „Kompass Nachhaltigkeit“ ein Werkzeug für die tägliche Arbeit vorgestellt zu bekommen.


Links: Bernhard Kraus, Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Waging bei der Präsentation der Ergebnisse; Rechts: Julia Lehmann von C.A.R.M.E.N e.V., die gemeinsam mit ihrer Kollegin Jutta Einfeldt den Workshop leitete; Bild von ILE.


Mittlerweile fließen diese Informationen auch mehr und mehr in die alltägliche Beschaffung der Verwaltungen ein.
Weitere Information zu diesem Thema, auch für kleinere und mittlere Unternehmen, finden Sie unter http://www.kompass-nachhaltigkeit.de

Ein weiterer Termin im Herbst beschäftigte sich dann mit dem Thema Nachhaltiges Bauen in der Kommune. Dabei wurde nicht nur das Thema Neubau betrachtet, sondern auch auf Möglichkeiten im Bestand und bei Sanierungsarbeiten eingegangen.
Mitarbeiter aus den Bauabteilungen der Kommunen konnten sich hier über die unterschiedlichsten Aspekte zu diesem Thema informieren.
Einen großen Part nahm wieder das Vergaberecht ein. Und wieder zeigte sich, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen bereits gegeben sind, den Aspekt der Nachhaltigkeit als Vergabekriterium aufzunehmen. Jedoch muss die Vergabe mit allen Rahmenbedingungen sehr gut vorbereitet werden.


Der Rechtsanwalt, Dr. Marcus Hödl Fachanwalt für Vergaberecht, Bau- und Architektenrecht bei Kapellmann und Partner Rechtsanwälte referierte zum Thema Vergaberecht und Nachhaltigkeit, Bild von ILE.

Als sehr hilfreiches Werkzeug wurde dabei das ökologische Baustoffinformationssystem WECOBIS vorgestellt. Damit wurde direkt an Beispielen gearbeitet.
Hierzu können sie sich ebenfalls im Internet unter http://www.wecobis.de/ informieren.


Herr Dipl.-Ing. Robert Kellner beantwortet die Fragen der Workshopteilnehmer zum ökologischen Baustoffinformationssystem WECOBIS, Bild von ILE.

Beide Workshops zeigten die bereits jetzt bestehenden, vielfältigen Möglichkeiten der öffentlichen Verwaltungen in diesem Bereich auf. Es wurde aber auch deutlich, dass man sich als Verwaltung aktiv und intensiv damit auseinandersetzen sollte, um das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich im täglichen Ablauf und den „großen Entscheidungen“ zu etablieren.

Diese Workshop-Reihe war ein Beispiel für das erfolgreiche Wirken einer interkommunalen Kooperation. Für eine Kommune alleine wäre es äußerst schwierig gewesen, eine solch hochqualifizierte Schulung mit all den Experten vor Ort zu organisieren.

Ein Bericht von der Gemeinde Kirchanschöring.

Erstes Netzwerktreffen der oberbayerischen ILEs

Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern veranstaltete zusammen mit der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Waginger See – Rupertiwinkel, dem Zusammenschluss der Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Stadt Tittmoning, Taching am See, Markt Waging und Wonneberg am 28. März 2017 das Erste Oberbayerische ILE Netzwerktreffen. Akteure, größtenteils Bürgermeister aus den acht oberbayerischen Integrierten Ländlichen Entwicklungen und Angehörige des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern kamen im Rupertiwinkel zum Erfahrungsaustausch zusammen.


Der Behördenleiter des Amts für Ländliche Entwicklung, Herr Peter Selz spricht die Grußworte zum Netzwerktreffen, Bild von ALE Oberbayern.

In diesen acht ILEs, von denen zwei bezirksgrenzenüberschreitend mit schwäbischen Gemeinden zusammenarbeiten, sind 63 Kommunen organisiert. So vielfältig wie Oberbayerns Landschaften und Menschen sich darstellen, so unterschiedlich sind die Aufgabenstellungen und Ansätze der ILEs. Die Beteiligten konnten so die Netzwerke weiter stärken, Impulse setzen und gegenseitig Feedback geben. In Kurzpräsentationen und auf einem Marktplatz stellten sich die ILEs jeweils persönlich vor.


Die ILE Waginger See - Rupertiwinkel wird von Kirchanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner, zugleich Vorstandssprecher der ILE, vorgestellt, Bild von ALE Oberbayern.

Herr Herbert Häusl, Bürgermeister von Waging ein ehemals aktiver Landwirt, referierte zu dem Programmpunkt Gewässerschutz, der alle Integrierte Ländlichen Entwicklungen in jeweils unterschiedlicher Aufgabenstellung berührt. Rund um den Waginger und Tachinger See begann die interkommunale Zusammenarbeit der fünf Anrainer-Kommunen zum Thema Tourismus und Gewässerschutz mit dem Kommunalen Seenbündnis. Zusammenfinden und Zusammenarbeiten an den gemeindeübergreifenden Zielen des Kommunalen Seenbündnis standen im Vordergrund. Weitere Impulse gaben die INTERREG III und INTERREG IV Prozesse sowie die interkommunale Vorgehensweise bei der Initiative boden:ständig. Unterstützt wurde das kommunale Seenbündnis durch die enge Zusammenarbeit des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein, des Amtes für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Traunstein und des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern. Letzteres ist mit einem boden:ständig Projekt in der Flurneuordnung Waginger-Tachinger See aktiv vertreten und hier können bereits realisierte Gewässerschutzmaßnahmen in den Ortschaften Ebing und Schuhegg besichtigt werden.


Herr Herbert Häusl, Bürgermeister des Markts Waging am See und Vorstandssprecher der Ökomodellregion Waginger See - Rupertiwinkel, referiert zum Thema Gewässerschutz, Bild von ALE Oberbayern.

Der im touristisch hochattraktiven Naturraum „Voralpine Moränenlandschaft“ gelegene Waginger-Tachinger See erreicht in der Bewertung nach der EU Wasserrahmenrichtlinie nur einen mäßigen Zustand. Der gute Zustand sollte bis 2015, muss aber spätestens bis 2027 erreicht werden. Im INTERREG III A- Projekt „SeenLandWirtschaft“ 2004 - 2007 wurde ein Übermaß an Phosphor, zum weit überwiegenden Teil aus der Landwirtschaft stammend, als der entscheidende Faktor für die Gewässerqualität erkannt. Der Phosphor gelangt vor allem bei Starkregen über das gesamte Gewässernetz in den See.

Nach dem Motto der Initiative boden:ständig, zum Gewässerschutz das Machbare jetzt zu tun, sind in der Flurneuordnung Waginger-Tachinger See in einem ersten Schritt mehrere ingenieurökologische Baumaßnahmen zum Nährstoffrückhalt umgesetzt worden. Gleichzeitig sind die Seenberater des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aktiv bei den landwirtschaftlichen Betrieben im Seeneinzugsgebiet vor Ort.

Zukünftig wird das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern kleinere Bodenordnungsmaßnahmen mit dem Ziel des Gewässerschutzes durchführen. Dabei werden Gewässerschutzmaßnahmen wie Rückhaltebecken und Grabenaufweitungen flächensparend umgesetzt und gleichzeitig agrarstrukturelle Verbesserungen durch Flächenzusammenlegung und Wegebau erreicht. Im Weiler Voitswinkel in der Gemeinde Wonneberg wurde dies bereits erfolgreich realisiert.

2015 ist aus dem Seenbündnis und weiteren Kooperationen die ILE Waginger See – Rupertiwinkel entstanden: Hier arbeiten die beteiligten Kommunen in neun verschiedenen Themenbereichen von der Infrastruktur über das Zusammenleben, Tourismus, Wirtschaft und Landwirtschaft, Wasser, Natur- und Umwelt, Orts- und Landschaftsbild sowie Management zusammen. Diese Themen sind in unterschiedlicher Intensität mit dem Flurneuordnungsverfahren Waginger-Tachinger See, dem MORO Projekt, der Ökomodellregion, dem kommunalen Seenbündnis, LEADER, INTERREG und dem Tourismusverband vernetzt.


Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurden viele Aspekte der Arbeit innerhalb der ILEs erörtert. Hier, Guido Romor vom ALE Oberbayern im Gespäch mit Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer des Ökomodell Achentals und Hans-Jörg Birner, 1. Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring, Bild von ALE Oberbayern.

Die sieben weiteren oberbayerischen ILEs: Auerbergland e.V., LimesGemeinden, Kulturraum Ampertal e.V., Zwischen Lech und Wertach, ILE im Achental, Erdinger Holzlandgemeinden, Altöttinger Holzlandgemeinden sind ihre jeweils eigenen Wege der kommunalen Allianz gegangen. Die älteste ILE, das Auerbergland e.V. arbeitet seit über 20 Jahren zusammen, die ILE Altöttinger Holzland ist gerade drei Jahre jung. Bei der Veranstaltung in Kirchanschöring brachten in einem moderierten Forum die Vertreter aus allen ILEs ihre jeweils unterschiedlichen Erfahrungen ein und die Themen praktisches Zusammenarbeiten, die vielfältigen Aspekte der Umsetzung, die Arbeitsorganisation und die Wünsche der Kommunen an die Verwaltungen wurden diskutiert.

Ein Bericht von: Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern

Eingangsbild: interessierte Zuhörer während der Vorträge, Bild von ALE Oberbayern.

Weitere Informationen vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern zum Netzwerktreffen der oberbayerischen ILEs finden Sie hier.

Laufener Stadtrat stimmt den ÖMR-Beschlussvorschlägen zu

Die Ökomodellregion will mehr sein als eine gute Idee. Und das Programm ist ambitioniert. „Wir werden zum Teil schon von den weiteren Schritten überholt“, stellte Bürgermeister Hans Feil in der jüngsten Sitzung des Laufener Stadtrates fest. Da Laufen als letzte der zehn Gemeinden zur Ökomodellregion Waginger See / Rupertiwinkel gestoßen war, gilt es nun, notwendige Beschlüsse zu fassen. Der Stadtrat segnete einhellig ein Zehn-Plus-Vier-Punkte-Programm zu Zielen und Praxis ab.

Zehn Punkte sind verpflichtend, stellte das Gemeindeoberhaupt vorweg fest. So soll eine ÖMR-Gemeinde bei der Verpachtung ihrer Flächen auf ökologische Bewirtschaftung setzen. Kommunale Wälder sollen zu naturnahen Wäldern mit mindestens 30 Prozent Laubholanteil werden, unter Beteiligung seltener Arten wie Eibe, Elsbeere und Speierling. Totholz soll erhalten bleiben, Waldränder zu einem ökologisch wertvollen Übergang hinaus zu Feld und Wiese werden. „Keine Chemie und keine Entwässerung“, steht explizit im Programm.

„Ökokonto-Flächen für extensive Landwirtschaft nutzbar machen“, heißt es unter Punkt 3. Kommunale Grünflächen können Rückzugsgebiete für seltene Pflanzen sein und somit Nahrungsquelle für Bienen. Dafür wird die Stadt einen Pflegeplan erstellen. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel kommen für kommunale Flächen nicht in Frage. Solche „neuen Maßnahmen“ sollen der Öffentlichkeit näher gebracht werden, um Beschwerden wegen „schlechter Pflege“ zuvorzukommen.

Die Anlage und Pflege von Streuobstwiesen sowie die Verwertung des Obstes stehen ebenfalls auf dem Programm. Kommunale Einrichtungen und gemeindliche Veranstaltungen sollen mit regionalen und biologisch erzeugten Lebensmitteln versorgt werden. Auch im Beschaffungswesen sieht man ein großes Potential für nachhaltiges Handeln. Produkte wie Kaffee und Tee für die Verwaltung sollen das Bio- und das Fairtrade-Siegel tragen. Ziel ist ein Ökomodellregion-Geschenkkorb, bestückt mit regionalen und/oder ökologisch erzeugten Lebensmitteln.

Um dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken, ist die Innenentwicklung der Orte zu stärken. Ein Kataster über Leerstände bei Wohnungen, Gewerbebauten und Baugrundstücken soll dabei helfen. Ökokonten könnten gemeindeübergreifend eventuell im Rahmen eines ILE- oder Leader-Programms erstellt werden. Moorrenaturierung und Moorschutz schreibt sich die ÖMR ebenso auf ihre Fahnen.

Auf Randgrundstücken und entlang von Verkehrswegen will man Wildfruchthecken, Blühwiesen und seltene heimische Baumarten pflanzen. Zu guter Letzt sollen „neue solidarische Formen der Landbewirtschaftung“ – sprich Gemeinschaftsgärten – gefördert werden. Einen Punkt hat die Stadt Laufen ausdrücklich nicht aufgenommen: „Nutzung öffentlicher Pflanzflächen für Gemüse und Beerenobst.“

„Weil wir keine Flächen haben“, begründete das Bürgermeister Hans Feil, falls welche zur Verfügung stünden, könne man das immer noch machen.


Georg Linner bot sich an als Referent im Stadtrat für die Ökomodellregion. Das Gremium wird voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung darüber befinden, Foto: Hannes Höfer

Werner Eckl fragte, ob es denn entsprechende Daten über die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen in der Gemeinde gebe. „Die Landwirte sind gerade dabei mit ihren Anträgen aktuelle Daten zu liefern“, wusste Grünen-Stadtrat und Landwirtschaftsfachmann Georg Linner zu berichten, damit würden neue Datensätze erstellt. Linner machte dem Stadtoberhaupt das Angebot, sich als Stadtratsreferent in Sachen ÖMR zur Verfügung zu stellen, was der ausdrücklich begrüßte. Als Stellvertreter bot sich Peter Schuster an, der als Geschäftsleiter der Gemeinde Kirchanschöring das Projekt von er ersten Stunde an begleitete hat. Er bezeichnete die Initiative ÖMR als „wichtigen Schritt in eine nachhaltige Zukunft.“

Passend zum Thema bat Agnes Thanbichler, die Stadel im Haarmoos unbedingt zu erhalten. „Es gibt fast keine mehr“, bedauert die ÖDP-Stadträtin, denn sie seien auch wertvoller Lebensraum. Hans Feil erinnerte Kollegen und Bürger daran, dass das Obst entlang des Grüngürtels von jedermann geerntet werden dürfe. – höf

Ein Bericht von Hannes Höfer.

Gemeinderat Saaldorf-Surheim stimmt ÖMR-Beschlusspaket zu

Saaldorf-Surheim. Selten gewordene heimische Baumarten und Hecken pflanzen, Obstanger fördern, eine möglichst naturverträgliche Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Gemeindeflächen anstreben, Kauf von regionalen oder biologisch erzeugter Produkte – das alles und mehr sind Punkte eines umfangreichen kommunalen Beschlusspakets, dem der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung fast ausschließlich einstimmig zugestimmt hat und mit denen er die Mitgliedschaft in der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel als Gemeinde in konkrete Taten umsetzen möchte.

Neben der Saaldorf-Surheim sind Teisendorf und Laufen aus dem Berchtesgadener Land Mitglied in der Ökomodellregion (ÖMR). Aus dem Nachbarlandkreis Traunstein sind die Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching am See, Tittmoning, Waging am See und Wonneberg beteiligt.

Für die zehn Kommunen gebe es eine Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten, sagte Bürgermeister Bernhard Kern einführend. An seiner Seite saßen Alfons Leitenbacher, Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Traunstein, sowie der Kirchanschöringer Bürgermeister Hans-Jörg Birner als Sprecher der ÖMR. Die beiden beantworteten eine Reihe von Fragen, die die Gemeinderäte im Zuge der Beratung und Diskussion äußerten.

Gleich zu Beginn der Sitzung nahm Bürgermeister Kern Bedenken vorweg, mit denen er sich in Gesprächen mit Landwirten immer wieder konfrontiert sah: „Ich weise vehement und deutlich zurück, dass wir das Augenmerk auf Biobetriebe setzen und sozusagen einen Keil zwischen konventionell und bio treiben.” In der Gemeinde gebe es sechs Biobetriebe und rund 60 konventionell wirtschaftende Betriebe im Haupterwerb, erklärte er. Für jeden Landwirt basiere die Beteiligung an der ÖMR auf freiwilliger Basis.

Hans-Jörg Birner sprach von „neuen Erwerbsmöglichkeiten” und „Einkommensalternativen” für Landwirte durch Angebote der Ökomodellregion. Sie sei eine gute Plattform, um konventionell wirtschaftende und Biobetriebe an einen Tisch zu bringen. „Uns ist wichtig, dass auch konventionelle Landwirte auf uns zukommen, wenn es Missverständnisse gibt oder wir gegebenenfalls nachjustieren müssen.”

Alfons Leitenbacher ging auf den Hintergrund des von der bayerischen Staatsregierung initiierten Landesprogramms ein, wonach die Bio-Produktion bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden soll, um die weiterhin steigend hohe Nachfrage stärker aus regionaler Produktion decken zu können (nähere Informationen im Internet unter www.oekomodellregionen.bayern.de). Insgesamt gibt es in Bayern momentan zwölf Ökomodellregionen, Waginger See-Rupertiwinkel ist eine davon.

„Die Wertschöpfung soll unseren Bauern zugute kommen”, so Leitenbacher. „Ich sehe es als Verpflichtung nach vorne zu schauen und Dinge dahinzulenken, wo Chancen liegen.” Angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie aktuell wieder dem schwankenden Milchpreis mache es Sinn, neue Bereiche, Zukunftschancen und Einkommensmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe auszuloten. Das Nebeneinander von konventioneller und Bio-Landwirtschaft beschrieb er mit dem Sprichwort „leben und leben lassen”. Die ÖMR zeige mögliche Wege in die Zukunft auf.

Das Hauptaugenmerk liege bei der ÖMR auf der Landwirtschaft, doch auch die Gemeinde habe ihre Handlungsmöglichkeiten, hatte zuvor Birner betont. Maßnahmen könnten ein Imagegewinn für den ganzen Ort sein und auch auf andere Bereiche, zum Beispiel den Tourismus, ausstrahlen, fügte Leitenbacher hinzu.

Insbesondere die wiederholten und sehr engagierten Wortmeldungen von Evelyn de Marco-Maier und dem Landwirt Christian Resch (beide CSU) spiegelten die Sorge und Vorbehalte wider, das Projekt ÖMR lasse nur Biobetriebe in lobendem Glanz erscheinen und nur sie würden gesehen und unterstützt. Resch sagte mehrmals, angesprochene Vorschläge seien nicht neu und würden zum Teil schon jahrzehntelang von den konventionellen Landwirten so durchgeführt, etwa der Waldumbau. „Wir brauchen auch die konventionellen Landwirte, nicht nur den biologischen Landbau”, betonte etwa de Marco-Maier.

Woraufhin Birner und Leitenbacher ebenso deutlich dagegenhielten, niemand werte die konventionelle Landwirtschaft ab. Es sei richtig, dass viele Vorschläge nicht neu seien. Doch dadurch, dass sie festgeschrieben und definiert würden, würden sie wieder mehr ins Bewusstsein, vor allem der Allgemeinheit, geholt.

Gleich der erste Beschlussvorschlag hatte zum Beispiel auch im Vorgespräch mit dem Saaldorfer Ortsbauernobmann Peter Auer junior zur Diskussion geführt und deshalb war die Formulierung „ökologisch” durch „möglichst bodenschonend, natur- und gewässerverträglich Bewirtschaftung” ersetzt und der Versuch unternommen worden, sprachlich möglichst neutral zu bleiben.

Wobei Leitenbacher sagte: „Ökologisch heißt nichts anderes, als möglichst gut im natürlichen Kreislauf der Natur zu arbeiten. Das ist das Ziel jeder Landwirtschaft. Jeder muss auf seinen Naturkreislauf schauen.” Doch zeigte die Diskussion, dass das Wort „ökologisch” für viele als Synonym für bio im Sinne der Vorgaben eines Biobetriebes gilt. Mit der Umformulierung zeigten sich aber alle zufrieden.

ÖMR-Sprecher Birner machte im Laufe der Sitzung aber auch eines klar: „Die Gelder kommen aus dem Bio-Fördertopf, deshalb müssen wir uns mit dem Thema beschäftigen. Die Ökomodellregion  ist ein Projekt in Richtung Biolandbau.”

Was sind nun die einzelnen Punkte, die die Gemeinde Saaldorf-Surheim - wie inzwischen fast alle anderen Mitgliedsgemeinden auch - als ihre eigenen Ziele und Möglichkeiten der Gestaltung festgeschrieben hat. Das Papier umfasst mehrere Seiten und ist in allen Punkten eine Absichtserklärung, die aber, wie die Sitzung auch zeigte, keine leeren Worte bleiben sollen.

Der Gemeinderat fällte Einzelbeschlüsse zu den folgenden Themen: Bei der Neuverpachtung der insgesamt 40 Hektar Flächen aus dem gemeindlichen Besitz (Wiesen, Felder) soll auf eine möglichst bodenschonende, natur- und gewässerverträgliche Bewirtschaftung geachtet werden. Auf den fünf Hektar Wald, den die Gemeinde besitzt, sollen die Vorgaben der „Initiative Zukunftswald” gelten, zum Beispiel Waldumbau 70/30, kontinuierliche Waldpflege und „Totholz ist Leben”.

Die rund 11,2 Hektar gemeindlichen Ausgleichs- und Ökokontoflächen sollen für extensive Landwirtschaft nutzbar gemacht werden, zum Beispiel extensive Beweidung, Heumahd oder Verarbeitung und Vermarktung von Streuobst und Heckenfrüchten. Leitenbacher betonte zu diesem Punkt, dass auf diese Wege diese Ökoflächen nicht für die Landwirtschaft verloren gingen, sondern weiter genutzt werden können.

Ein Pflegemanagement für öffentliche Grünflächen im Sinne der Artenvielfalt und Ökologisierung, weiterhin keine Verwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel auf kommunalen Flächen, die Anlage von Streuobstwiesen, der Kauf von regionalen und Bioprodukten in kommunalen und kirchlichen Einrichtungen (zum Beispiel auch Schulen und Kindergärten), umweltfreundliche Beschaffung (Beispiel Papiergütesiegel „Blauer Engel”), die Erstellung eines Flächenkatasters für Leerstände im Sinne einer Minderung des Flächenverbrauchs, die Anlage von Wildfruchthecken, Blühwiesen, Pflanzung selten gewordener heimischer Baumarten sowie die Flächen für Gemeinschaftsgärten sind weitere Punkte in dem Papier.

 Ein Bericht von Tanja Weichold.

Eingangsbild: Bürgermeister Bernhard Kern, Alfons Leitenbacher, Hans-Jörg Birner und der Saaldorfer Rathaus-Geschäftsleiter Bernhard Bräuer (von links) bei der Gemeinderatssitzung, in der ein ganzer Katalog an möglichen Maßnahmen im Zuge der Mitgliedschaft in der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel beschlossen worden ist, Bild von Tanja Weichold.

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